Die Traditionsabfahrt der Alpin-Herren in Gröden ist 2019 ausgefallen. Aufgrund des anhaltend schlechten Wetters mit Schnee und Regen und der Prognosen für den weiteren Tag war die Absage für die Rennleitung letztlich alternativlos. "Es wäre sowieso nicht anders gegangen", meinte ÖSV-Abfahrer Matthias Mayer. "Die Verhältnisse sind schon sehr zach gewesen."
In der Nacht auf Samstag gingen im oberen Abschnitt der Saslong um die 20 Zentimeter Neuschnee nieder, auch am Vormittag schneite und regnete es noch. "Die Piste ist so aufgeweicht, dass an ein Rennen nicht zu denken ist", meinte Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher. Da sich auch für den weiteren Tag kein günstiges Wetterfenster abzeichnete, kam die Absage recht früh. Wie der Ski-Weltverband (FIS) mitteilte, werde später informiert, wo das Rennen nachgetragen werden soll.
Erster, möglicher Ersatzort ist Bormio, wo es nach Weihnachten mit Abfahrt und einer Kombination weitergeht. "Das schaut vom Veranstalter her sehr gut aus", berichtete Puelacher. "Jetzt muss man das mit dem Fernsehen und Sponsoren abklären. Spätestens morgen bekommen wir Bescheid." Auch Kvitfjell in Norwegen ist ein Kandidat. Dort stehen Anfang März bereits eine Abfahrt und ein Super-G auf dem Programm.
Die Gröden-Abfahrt hätte am Samstag um 11.45 Uhr über eine bereits verkürzte Strecke gestartet werden sollen. "Bei den Wetterbedingungen, die da vorgeherrscht haben letzte Nacht, und wie es jetzt schneit, da wird die Piste einfach sehr darunter gelitten haben", erläuterte Hannes Reichelt.
Schon am Freitag hatte hartnäckiger Nebel immer wieder den Super-G verzögert und letztlich zum vorzeitigen Abbruch nach 48 Läufern geführt, womit das Ergebnis aber gültig war. Gewonnen hatte Vincent Kriechmayr. "Ich denke nicht, dass es heute durchführbar war", meinte der Vortagessieger über die Absage. Die Chance auf ein Speed-Double in Gröden blieb Kriechmayr somit verwehrt.
"Nachdem es gestern schon permanent reingeregnet hat und im Wissen, wie die Piste gestern schon ausgeschaut hat, war uns schon klar, dass es heute sehr schwierig wird", befand Max Franz, der nach Platz 36 im Super-G noch eine Rechnung mit der Saslong begleichen wollte. "Die Entscheidung ist auf jeden Fall richtig", stellte er aber klar, "es ist halt sehr schade. Es ist für mich der geilste Stopp im Kalender im Jahr, und nach dem gestrigen Resultat wäre ich heute natürlich gern gefahren." Wichtig sei aber, dass nichts passiert. "Da sind wir eigentlich das Wochenende sehr gut davongekommen."
Für manche Weltcup-Läufer stand am Samstag somit früher die Autofahrt über das Grödner Joch ins benachbarte Gadertal und weiter ins Skigebiet Alta Badia am Plan, wo am Sonntag ein Riesentorlauf und am Montag ein Parallel-RTL über die Bühne gehen sollen. Es wird besseres Wetter vorhergesagt. Puelacher: "Die Piste ist, was ich gehört habe, in einem kompakten, guten Zustand. Dem Riesentorlauf steht also nichts im Wege."
Mayer möchte in beiden Rennen starten. "Erstens will ich den Riesentorlauf fahren, weil die ersten zwei einmal ganz gut gepasst haben", sagte der Kärntner, der in Sölden (15.) und zuletzt in Beaver Creek (19.) in die Top 20 gefahren war. "Und den Parallelbewerb bin ich die letzten zwei Jahre auch gefahren", fügte er hinzu.
Bei Kriechmayr war lange offen gewesen, ob er sich den Parallel-Event vor dem Heiligen Abend antut. Er entschied sich aber nach seinem Sieg am Freitag und der Absage der Abfahrt dagegen. "Ich versuche, mich jetzt voll und ganz auf Bormio zu konzentrieren", erklärte der nun fünffache Weltcupsieger. "Es könnte durchaus sein, dass wir dort die Abfahrt von Gröden nachholen, deswegen wird das sicher eine sehr strenge Woche. Ich versuche jetzt, mich ein bisschen zu erholen."