Am Vormittag liegt die Saslong ohnehin im Schatten, die Sonne kommt erst zu Mittag über die Gipfel der Dolomiten. Wenn sie kommt. Derzeit aber ist die Sonne im Grödnertal ohnehin nur seltener Gast. Und weil das Training der Herren für die für Samstag geplante Abfahrt auf 10 Uhr vorverlegt wurde, war es sehr dunkel über die Saslong. Was zusammen mit der harten Piste und dem hohen Tempo durchaus für mulmiges Gefühl bei den Fahrern sorgte. Oder wie es Max Franz ausdrückte: "Heute hat es echt keinen Spaß gemacht."
Man kann sich vorstellen, was sich abspielt auf diesen knapp zwei Minuten, wenn das die Draufgänger in der Abfahrt sagen. "Mein Ziel war es, dass ich hier herunten stehe und gesund bin", sagte Vincent Kriechmayr frei heraus, "ich habe deswegen kein Risiko genommen. Ander offenbar schon", meinte er und schaute auf die Ergebnistafel. Die zeigte mit Kjetil Jansrud und Aleksander Aamodt Kilde (wenn auch mit Torfehler) zwei Norweger voran. Die Österreicher hielten sich zurück: Franz (11.), Kriechmayr (19.), Christopher Neumayr (22.), Otmar Striedinger (31/mit Torfehler), Christian Walder (33.), Matthias Mayer und Daniel Danklmaier (beide 38.) und der von einem Magen-Darm-Virus geschwächte Hannes Reichelt (40.) hielten sich zurück.
Weite, hohe Sprünge
Zu Recht, denn der Sprung über die Kamelbuckel (über 50 Meter mit bis zu sieben Meter Luftstand) wie auch der Zielsprung (über 40 Meter) gingen sehr, sehr weit - und das bei praktisch keiner Bodensicht. "Weit springen ist ja nicht das Problem, das können wir. Aber diese Klatscher aus großer Höhe auf die Poiste, das muss nicht sein", meinte Franz. Und auch Matthias Mayer meinte: "Da werden sie noch was tun müssen. Die Sprünge gehen alle nach oben weg, das ist ungut. Und die Wellen sind alle sehr spitz." Logische Folge auch für den Kärntner: "Ich kann nicht sagen, dass ich mich ganz klein gemacht habe vor dem Springen."
Auch Kriechmayr ist sich sicher: "Man muss an den Sprüngen was tun, denn beim Rennen kommt man noch schneller hin, da würde es dann wirklich zu weit gehen." Doch dann meinte der Oberösterreicher: "Es war heute wirklich nicht leicht, aber für Samstag spielt das keine Rolle. Da soll Neuschnee kommen und wir werden nicht mehr so schnell zu den Sprüngen kommen. Hoffentlich." Alle hoffen darauf, dass dann auch zur "normalen" Startzeit gefahren wird. "Weil Gröden um 10 Uhr, das ist wirklich nicht lustig", meinte Franz.
Für zwei Herren ging es im einzigen Training schon um alles: Christopher Neumayr und der Steirer Johannes Kröll mussten in die Qualifikation um einen einzigen Platz. Und da setzte sich Neumayr durch, Kröll muss damit am Samstag zuschauen. Am Freitag wartet aber zunächst der Super-G.
Michael Schuen aus Gröden