Österreichs Ski-Damen haben am Dienstag im zweiten Weltcup-Riesentorlauf in Serie ein Top-Ten-Ergebnis klar verpasst. Als beste ÖSV-Läuferin landete die Tirolerin Ricarda Haaser in Courchevel auf Rang 15. Den Sieg, ihren elften im Weltcup, holte sich die Italienerin Federica Brignone. Einen überraschenden Rückschlag setzte es für Weltcup-Dominatorin Mikaela Shiffrin, die nur 17. wurde.
Die Probleme des ÖSV-Teams im Riesentorlauf, die auch die Herren plagen, setzten sich nahtlos fort. Schon beim jüngsten Damen-Rennen in der alpinen Kerndisziplin Ende November in Killington war keine Läuferin in die Top 15 gefahren. In Frankreich fielen neben Haaser auch Katharina Truppe (18.), Katharina Liensberger (21.) und Eva-Maria Brem (23.) im zweiten Durchgang noch leicht zurück. In der Riesentorlauf-Wertung ist Truppe nach drei Rennen als 19. beste Österreicherin.
Ein Hundertstelkrimi
An die Spitze setzte sich Brignone, die am Samstag im Super-G von St. Moritz nur um eine Hundertstelsekunde gegenüber Landsfrau Sofia Goggia den Sieg verpasst hatte. Diesmal lag sie vier Hundertstel vor der norwegischen Halbzeit-Führenden Mina Fürst Holtmann. "Ich war wirklich aggressiv", schilderte die 29-Jährige. "Ich habe einfach versucht, auf meine Art Ski zu fahren. Ich habe wirklich angegriffen."
Die Piste ließ das auch im zweiten Durchgang noch zu. Die Temperaturen waren mit drei bis vier Plusgraden weniger mild als erwartet. Hinter Holtmann, die ihren ersten Einzel-Podestplatz im Einzel einfuhr, landete die Schweizerin Wendy Holdener auf Platz drei. Die 18-jährige Neuseeländerin Alice Robinson, Siegerin beim Auftakt in Sölden, wurde nach einem Fehler im untersten Teil des ersten Durchganges Zehnte.
Ganz ohne erkennbaren Fehler ging das Rennen für Shiffrin daneben. Die 24-Jährige, die den Parallelslalom am Sonntag in St. Moritz ausgelassen hatte, kam mit der Salzpiste überhaupt nicht zurecht. Erstmals in diesem Kalenderjahr landete sie in einem Technikrennen nicht auf dem Podest. Wenn sie ins Ziel kam, war Shiffrin zuletzt vor mehr als fünf Jahren in einer technischen Disziplin so schlecht klassiert - am 7. März 2014 als 24. im Riesentorlauf von Aare.
Die Ausnahmeathletin grübelte ob ihres Rückstandes in beiden Durchgängen. Am Ende fehlten ihr 1,65 Sekunden auf Brignone. "Die Wahrheit ist, dass nicht immer etwas falsch laufen muss. Wenn ich nicht gewinne, dann ist das nicht, weil ich einen Fehler gemacht habe. Es ist, weil diese Mädchen schnell sind", sagte Shiffrin im ORF. "Es ist ein bisschen herzzerreißend, aber ich habe keine Entschuldigung. Ich war nicht schnell genug."
"Nicht das Ende der Welt"
62 Weltcuprennen hat Shiffrin bereits gewonnen. Im Gesamtweltcup führt die zweifache Slalom-Saisonsiegerin immer noch 165 Punkte vor Brignone. "Es ist nicht das Ende der Welt. Es ist keine so große Sache", meinte die Riesentorlauf-Olympiasiegerin über ihre Niederlage - auch wenn ihre Körpersprache etwas ganz anderes sagte. "Aber in meinem Kopf und in meinem Herz werde ich das verkraften."
Die Österreicherinnen waren mit ihren Abschneiden auch nicht glücklich. "Ich habe keine echte Erklärung, warum es im Riesentorlauf nicht wirklich läuft", meinte Haaser. Auch der starke und böige Wind spielte eine Rolle. Haaser: "Einmal stehen die Transparente hinauf - einmal hinab, wie man es erwischt. Es ist ein bisschen eine Glückssache."
Veith, Siebenhofer und Gritsch verpassten Finale
Liensberger war mit einigen Schwüngen zufrieden - aber bei weitem noch nicht mit allen. Ramona Siebenhofer (32.), Anna Veith (34.) und Franziska Gritsch (43.) verpassten die Qualifikation für den zweiten Durchgang. Am Sonntag war Gritsch, die als Siebente in Sölden für das beste ÖSV-Saisonergebnis im Riesentorlauf gesorgt hatte, im Parallelslalom noch erstmals auf das Weltcup-Podest gefahren.
Für die Damen geht es am Wochenende in Val d'Isere mit einer Abfahrt und einer Alpinen Kombination weiter. Die Chancen auf ÖSV-Spitzenplätze sind in den Speed-Rennen derzeit deutlich höher. "Aber jetzt sind wir in Courchevel. Und da haben wir eine Enttäuschung zu verdauen", sagte ÖSV-Damen-Rennsportleiter Christian Mitter. Das erste Abfahrtstraining in Val d'Isere folgt am Donnerstag.