Er hatte sich gerade noch festgekrallt an der berüchtigten Raubvogelpiste, der Birds of Prey, aber am Ende entpuppte sich der Super-G von Beaver Creek für Marco Odermatt als richtig fette Beute. Mit Startnummer zwei ins Rennen gegangen, holte sich der 22-jährige Schweizer überraschend seinen ersten Weltcupsieg vor dem Norweger Aleksander Aamodt Kilde und dem trotz Schmerzen neuerlich sehr starken Lake-Louise-Sieger Matthias Mayer.
Odermatt war schon seit geraumer Zeit als größte Nachwuchshoffnung der Eidgenossen gehandelt worden, nun löste er dieses Versprechen ein. Dabei wäre ihm schon nach wenigen Fahrsekunden ein schwerer Fehler fast zum Verhängnis geworden, doch es gelang ihm, ein kritisches Tor gerade noch korrekt zu meistern. Mit einer phänomenalen Schlusspassage wehrte er alle Angriffe der Konkurrenten erfolgreich ab. "Ich wollte die Linie durchziehen, manchmal ist man neben der Spur", meinte der junge Mann im Ziel.
Odermatt fuhr im vergangenen Winter im Riesentorlauf als Dritter in Kranjska Gora und Zweiter in Soldeu bereits zweimal auf dem Podest. "Was da alles geredet und geschrieben wird, interessiert mich nicht. Ich konzentriere mich auf mich und meinen Sport. Ich nehme Schritt für Schritt", sagte er zu den Lobeshymnen über ihn.
Im Super-G in Beaver Creek wählte er auf dem Weg zu seinem ersten Sieg die riskante Variante. "In einzelnen Passagen war ich über dem Limit. Es war ein wilder Ritt." Zweimal war er nahe dran am Ausscheiden, rettete sich aber. "Deshalb hatte ich beim Abschwingen im Ziel auch nie damit gerechnet, dass diese Fahrt gut genug für den Sieg sein könnte. Vorerst war ich einfach mal froh, unten angekommen zu sein. Gehofft hatte ich, dass es zu ein paar Weltcup-Punkten reichen könnte."
Kilde lange in Führung
Kilde war bei der letzten Zwischenzeit noch vier Zehntel voran gelegen, büßte aber im Finish eine halbe Sekunde ein. Mayer verlor im letzten Abschnitt 15 Hundertstel und wies dann 14 Hundertstel Rückstand auf. "Ich habe gesehen, dass Odermatt voll auf Angriff gegangen ist, aber nach diesem Fehler hätte ich nicht mehr gedacht, dass er trotzdem so schnell ist", meinte der Kärntner.
Das abgesagte Training war Mayer nach seinem Trainingssturz im Riesentorlauf entgegengekommen. "So habe ich einen Tag länger Zeit zur Erholung gehabt", meinte der neuerlich aufs Podest gefahrene ÖSV-Läufer. Eine starke Vorstellung lieferte auch Sölden-Sieger Alexis Pinturault, der mit Platz seine Anwartschaft auf den Gesamtweltcup untermauerte.
Und wie ging es den übrigen Österreichern? Vincent Kriechmayr, in Lake Louise Dritter, landete auf Platz sieben, ein verbesserter Hannes Reichelt wurde Neunter.