Chris Knight und Jeff Fergus führten Lindsey Vonn zu ihren größten Erfolgen im Ski-Zirkus. Nun kümmern sich die beiden Coaches seit einem Jahr um Alice Robinson. Und sie führten die in Sydney geborene 17-Jährige - sie übersiedelte im Baby-Alter mit ihren Eltern nach Neuseeland - schon nach kürzester Zeit an die Riesentorlauf-Spitze im Weltcup. Die Neuseeländerin lag beim Riesentorlauf in Sölden nach dem ersten Lauf noch auf Platz zwei hinter Mikaela Schiffrin. Im Finale zeigte die Völkl-Fahrerin, was in ihr steckt und schob sich noch an der großen Favoritin vorbei. Damit ist Alice die jüngste Triumphatorin auf dem Rettenbach-Gletscher, löst Niki Hosp ab, die bei ihrem Sieg 18 Jahre jung war.
Und Hosp analysiert auch gleich die Gewinnerin: "Sie fährt nicht so ruhig wie Shiffrin, steht aber genial auf dem Ski. Ich vergleiche sie mit Lara Gut in ihrer besten Zeit. Wenn Alice so weitermacht, wird sie eine ganz Große. Ich bin begeistert von der 17-Jährigen." Warum Robinson in so kurzer Zeit, so gut werden konnte, erklärt Völkl-Mann Hans Wohlfahrter: "Seit sie bei uns unter Vertrag ist, wurde sie kontinuierlich besser. Nach Platz zwei beim Weltcup-Finale der vergangenen Saison, wussten alle - es dauert nicht lange, bis sie einmal gewinnt. Alice zeichnet eines aus - sie setzt praktisch in der Minute das um, was ihr die Trainer sagen. Sie braucht nicht viele Läufe, um jede Anweisung auf den Schnee zu bringen."
Das Mädchen aus Queenstown sitzt gerade das letzte Jahr an der High School in ihrer Heimatstadt ab. Im Sommer trainiert sie hauptsächlich in Coronet Peak. Im Winter lebt sie meist im Fassatal, um dort mit einem ISRA-Team (ISRA: International Ski Racing Academy) zu trainieren. Sie trifft in Südtirol mit vielen Mädchen aus der ganzen Welt zusammen.
Eines fehlt der Schülerin sehr: die Heimat, die Freunde zu Hause und für sie ist es extrem schwierig sich in der Fremde zurechtzufinden, wenn man die Sprache z. B. Deutsch nicht beherrscht. Am Sonntag, 27. Oktober, fliegt Robinson wieder nach Hause, um die Schulbank zu drücken.
Joschi Kopp