Mitunter schafft man es nie mehr, den Anschluss zu finden, wenn man etwas einmal beiseitelegt. Ramona Siebenhofer hat vor fünf Jahren den Riesentorlauf „beiseitegelegt“, zumindest den Wettkampf. „Sagen wir so, es wurde mir damals nahegelegt, um mich auf die schnellen Disziplinen konzentrieren zu können“, erklärt die Murtalerin. Das war 2015 - das letzte Mal, dass sie in Sölden am Start war. „Bald darauf habe ich in Lake Louise meinen ersten Podestplatz erreicht. Damit wurde die Entscheidung nie hinterfragt.“
Es dauerte noch ein paar Jahre, bis der Knopf so richtig aufging, in der Vorsaison aber gelangen der 28-Jährigen endlich auch die ersten Siege. Und weil die angehende Polizistin, wie sie sagt, „auch etwas selbstbestimmter ist als damals“, unterdrückte sie die Lust am Riesentorlauf diesen Sommer nicht mehr. Die Tatsache, dass sie mehr als 500 Punkte gesammelt hat und damit sofort nach den Top 30 starten darf, hat diesen Entschluss erleichtert.
Sie meldete sich mit ihrem Trainerteam auch beim neuen „Chef“ Christian Mitter an, Qualifikation für Sölden fahren zu dürfen. Das tat sie - erfolgreich, auf dem Weltcuphang, einem der schwersten des Jahres. „Ganz ehrlich: Als ich am Mittwoch der Vorwoche das erste Mal im Steilhang war, habe ich mich schon kurz gefragt, warum ich mir das antue - aber das war schnell vorbei.“ Danach fragte sie sich höchstens, warum sie es sich nicht schon früher angetan hat. Denn: Siebenhofer dominierte die Qualifikation, holte sich die Startberechtigung ab. Aber sie bremst die Erwartungen: „Ich bin ja nicht gegen die Weltspitze gefahren, das muss man schon sagen. Aber ich hatte einen Polster.“
Das Ziel für den RTL am Samstag: „In den zweiten Lauf - und dann Punkte sammeln. Wie man das am Rettenbachferner macht, weiß Siebenhofer. 2013 (15.), 2014 (20.) und 2015 (23.) ist ihr das schon gelungen. Wobei: „Die Ansprüche von meiner Seite sind gestiegen ...“