Die Geschichte ist bekannt: Katharina Liensberger unterzeichnete einen Vertrag bei der Ski-Firma Kästle. Da die aber nur Ski und keine Shuhe erzeugt, musste sich die Vorarlbergin auf die Suche nach Beinkleidern machen. Damit scheiterte sie. Um die 22-Jährige aber weiter im ÖSV-Weltucp-Team zu haben, setzte der ÖSV alle Hebel in Bewegung, um sie zu ihrem bisherigen Ausrüster "Rossignol" zurückzubringen. Ein Vertrag lag unterschriftsreif bereit. Allein Liensberger unterzeichnete nicht, weil sie sich nicht zwei Jahre an "Rossignol" binden wollte, sondern nur ein Jahr. Kathi hat bis 15. November Zeit in sich zu gehen und doch zu unterschreiben.
Seit wenigen Stunden steht nun fest: Ihr bleibt nur diese eine Möglichkeit. "Wenn sie bis 15. November bei Rossignol nicht unterschreibt, ist die Saison für sie gelaufen. Selbst wenn sie danach eine eine Firma nehmen würde, gibt es von unserer Seite kein Okay dafür", stellte Austria-Ski-Pool-Chef Reinhard Zitz klar. Auch muss aber zugeben: "So einen Fall haben wir bisher noch nicht gehabt." Es stand auch die theoretische Möglichkeit im Raum, dass sich die Läuferin einfach in einem Sportgeschäft Skischuhe kauft. "Ja, das kann sie selbstverständlich, sie kann damit auch Skifahren, aber nicht an Rennen teilnehmen. Dazu ist die Einwilligung der Schuhfirma zwingend nötig", klärt Zitz auf.
Bei Kästle hatte man auch bis zuletzt darauf gehofft, noch einen Schuhausrüster zu finden, der Katharina Liensberger einen Ausrüstervertrag gibt – das wäre die Firma „Dalbello“ gewesen, die in ihrem Konzern – Marker, Völkl, Dalbello – auch eine Bindung gehabt hätte. Doch dort bremst man. „Wir sind natürlich bereit, mit Katharina an einem Schuh zu arbeiten. Aber wenn wir ihr einen Ausrüstevertrag geben, dann würden wir die Garantie übernehmen, dass das neue Material auch funktioniert. Und das können wir in der Kürze der Zeit nicht“, sagt Michael Mangold, der Renndirektor der deutschen Firma. Dabei hatte man bei Dalbello extra einen neuen Schuh gebaut, der auch für Liensberger passen sollte. Das Problem: In der kurzen Zeit, die bis zum Weltcup verbliebe, wäre die Zeit wohl zu kurz, um das zu verifizieren. Zudem will man es sich auch mit dem ÖSV nicht verscherzen, nur ausrüsten, wenn das auch gewünscht wird. Dieser Zug scheint jedoch abgefahren zu sein.
Nach vielen Stunden Funkstille kam es nun doch zu einem Gespräch zwischen Liensberger und ÖSV-Sportdirektor Toni Giger: "Sie hat mir mitgeteilt, dass sie krank und völlig fertig ist. Da wollte ich mit ihr nicht auch noch ein langes Telefonat führen. Wenn Kathi gesund ist, reden wir weiter. Wir werden alles tun, was uns einfällt, damit sie mit Rossignol einig wird. Dass sie die ganze Saison nicht fährt, daran will ich nicht einmal denken."
Joschi Kopp