Ich möchte mich bedanken, dass so viele gekommen sind. Danke auch an alle daheim für's Einschalten. Ich mach's kurz und schmerzlos: Ja, es ist der Tag, an dem ich meine aktive Karriere beende. Jetzt ist es draußen. Jetzt wird es leichter und besser für mich. Ich habe den ersten Schritt gemacht.
Die Entscheidung ist zwei Wochen alt, vielleicht mehr. Mir ist die Zeit zu knapp geworden beim ersten Termin, ich habe gemerkt, das wird nichts mehr. Vor allem war mir wichtig, dass wir in so einem Rahmen zusammenkommen, das ist eine super Gelegenheit, um danke zu sagen. Die letzten zwei Wochen waren sehr turbulent.
Wie es dazu gekommen ist: Ich habe gemerkt, dass es viele Gründe gibt, es war eine Summe aus vielen Gründen. Man kann es sich vorstellen: Es ist kein Jobwechsel, das ist ein Leben, das man von heute auf morgen beendet. Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt. Es waren viele Gründe, die mich dazu gebracht haben. Ich glaube, es ist gut so. Es fühlt sich jetzt auch richtig an. Viele haben mich oft nicht unbedingt ernst genommen, als ich gesagt habe, ich weiß nicht wie lange ich das machen werde. Jetzt ist es doch sehr rasch gegangen.
Mittlerweile ist es eine Erleichterung, dass ich etwas dazu sagen darf. Die zehn Tage waren sehr strapazierend. Ich möchte in den Vordergrund heben, dass ich auch für Journalisten Verständnis habe, dass Hysterie entstanden ist. Ich habe eine Einladung verschickt und mir daheim gedacht: Na da geht's rund. Ich möchte mich bedanken bei den Journalisten, dass meine Privatsphäre so gewahrt worden ist, das war mir wichtig. Und ich bitte auch für die Zukunft, das so beizubehalten.
Als ich heute angekommen bin, fühlte sich das an wie bei der WM 2013. Ich war schon lange nicht mehr so nervös wie heute. Ich kenne das gar nicht mehr so. Aber damals daheim in Schladming Weltmeister zu werden, war und ist emotional das Größte, was in zehn Jahren geblieben ist. Da zu liefern, ist für mich unbeschreiblich. Das war Gänsehaut pur und wird emotional das Schönste sein.
Manchmal ist es (das Rennfahren) mir besser gelungen als den anderen, aber ich kann nichts dafür. Ich hatte Glück, dass ich die Coolheit für den Wettkampf habe, das ist ein Geschenk. Das habe ich gewusst, einzusetzen. Ich stellte mir vor, du stehst vor einer Wand und hast hinter dir eine hetzende Herde Hunde. So fühlt sich das an, da gibt es nur alles oder nichts. Besser draußen sein als Vierter werden, das wollte ich nicht.
2011 habe ich mir das erste Mal den Fuß gebrochen. Da wusste ich: Mein lieber Freund, jetzt heißt es Gas geben. Noch einmal die Intensität nach oben schrauben. Irgendwann habe ich verstanden, das Material so einzusetzen, dass ich die Zehntel rausbekomme. Die Zehntel, die war geschenkt, die ist gratis. Wir haben die Schraube so weit raufgedreht. Wir sind mit zwei Serviceleuten gereist. In Punkto Material und Setupfindung haben wir glaube ich eine neue Zeitrechnung eingeläutet. Und das entwickelt sich weiter. Ich glaube, das ist der Schlüssel zu dem, was möglich geworden ist. Ich bin fanatisch ins Detail gegangen bin. Aber die ein, zwei Zehntel, die man da rausholen kann - so schnell kann ich gar nicht skifahren.
Es gibt viel Gründe (für den Rücktritt), die ergeben ein großes Ganzes. Teilweise die Motivation, teilweise merke ich auch, dass der Sommer schon fast zu kurz ist für die Zeit, die ich brauche, um regeneriert zu sein. Das heißt, der Akku braucht länger als damals, als ich 18 war. Das ist nicht verwunderlich nach zwölf Jahren auf diesem Niveau. Das ist auch eingeflossen in die Entscheidung.
Ich glaube, dass ich wahnsinniges Glück gehabt habe, ich habe zwei gesunde Knie. Ich darf als Profisportler nach Hause fahren ohne Wehwechen. Es war mir wichtig, dass ich den Zeitpunkt erwische. Ich möchte mit dem Kleinen Fußball spielen, ich möchte Motocross fahren, ich möchte auf den Berg gehen.
Bei der Ski-WM mit Fieber an den Start zu gehen, das ist ein sehr hoher Preis gewesen. Da habe ich gemerkt: Das hat den Körper mitgenommen, mehr als üblich. Das kostete dem Körper Kraft. Aber das war es auch wert. Es ist mir gelungen, trotz der Umstände. Es war ein sehr hoher Preis, aber eine gute Entscheidung. Ich bin wahnsinnig stolz, dass mir das gelungen ist. Eigentlich musst du da sagen, da fahrst du nicht. Das war der letzte Turbo.
Ich habe mir nie das nie zu träumen gewagt, nicht einmal annähernd. Das Wort Stolz habe ich oft vermieden, aber heute ist eine gute Gelegenheit, um zu sagen: Ich bin stolz auf das, was ich zusammengebracht habe. Ich würde es gleich machen. Vielleicht hätte ich mehr feiern soll, aber dann wäre ich nicht so schnell skigefahren.
In den letzten zwei Wochen habe ich wenig Zeit damit verbracht, um mich mit der Zukunft zu beschäftigen. Ich mache morgen kein Training und lasse mir mehr Zeit beim Frühstück. Das wird eine große Umstellung. Aber es warten spannende Projekte, aber die Pläne sind noch unkonkret. Aber das was ich gelernt habe, möchte ich weitergeben. Das schöne ist, ich kann mir jetzt die guten Tage zum Skifahren aussuchen.
Ich möchte mich beginnend bei meiner Familie, bei den Eltern, bedanken, dass sie mich auf den Weg gebracht haben und den gnadenlos unterstützt und Teile ihres Lebens aufgegeben haben, dass ich skifahren kann. Auch der kleine Bruder trug einen Teil davon. Mein Vater war das Mastermind hinter dem Erfolg. Der erste und der letzte Trainer. Es wäre nie in diesem Ausmaß möglich gewesen. Meine Frau lernte mich als Nobody kennen und hat das in elf Jahren, in guten wie in schlechten Tagen, mitgeschleppt. Sie war am nächsten, das ist nicht das Einfachste, vor allem, wenn ich nicht gut fahre. Dafür möchte ich vom Herzen danke sagen. Auch bei den Skifans möchte ich mich bedanken. Ich habe bei euch durchs Wohnzimmer carven dürfen. Es war ein Millionenpublikum in Schladming, mehr als 50.000 vor Ort, das macht das so emotional und speziell. Ich mag danke sagen, dass Österreich so skifanatisch ist. Ich möchte mich ausdrücklich beim Team und bei den Wegbegleitern bedanken, die sind mit mir durch dick und dünn gegangen, hatten die gleiche Einstellung wie ich, nichts wurde dem Zufall überlassen. Ich war so stark wie mein Team. Ich trug nur die Startnummer. Das zehnköpfige Team machte alles für mich. Ich mag mich für den Einsatz bedanken, das war über dem Limit, alles für den Erfolg, es ist viel dabei herausgekommen.
Einmal habe ich bei Rainer Pariasek einen Zettel herausgenommen, der war groß. Da waren Menschen, Wegbegleiter drauf, die mir geholfen haben. Damals war es ein Zettel, heute wäre es ein Plakat. Das soll sinnbildlich dafür stehen. Für alle, die mir gehoflen haben. Ich hab keinen vergessen. Auch bei meinem Partner möchte ich mich bedanken. Sie haben mich so unterstützt, dass ich performen konnte. Ich glaube, man kann nicht oft genug 'Danke' sagen, wenn das zu Ende geht. Das wars von meiner Seite.