Die Überraschung blieb aus, die Hoffnung vieler Skifans aus Österreich zerschlug sich rasch. Marcel Hirscher beendet seine Karriere. Der 30-jährige Salzburger tat dies nach 67 Weltcupsiegen, acht Gesamtweltcupsiegen, sieben Weltmeistertiteln und zwei Goldmedaillen bei Olympischen Spielen unter dem Motto "Rückblick Einblick Ausblick" im Salzburger Veranstaltungszentrum Gusswerk vor über 150 Journalisten in würdig überdimensionalem Rahmen.
"Kurz und schmerzlos", sagte Hirscher. "Heute ist der Tag an dem ich meine aktive Karriere beenden werde." Hirscher erzählt von Dankbarkeit, von turbulenten letzten Wochen. "Es ist die Summe vieler Gründe, die mich zu der Entscheidung bewegt hat." Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass er solche Gedanken gehabt habe. "Viele haben mich diesbezüglich nicht ernst genommen", erklärt Hirscher gegenüber Moderator Marco Büchel.
Verständnis für die Hysterie in den vergangenen Tagen hätte er gehabt, auch wenn er sich manchmal doch "hawed'ehre" gedacht hat. "Alles was ich gemacht habe, ist eine Einladung ausgeschickt zu haben", lacht er und bedankt sich dafür, dass seine Privatsphäre immer gewahrt wurde. "Bitte auch in Zukunft."
Die Nervosität am Tag der Verkündung des Karriereendes wäre vergleichbar gewesen mit jener bei der Heim-Weltmeisterschaft 2013 in Schladming. Auch damals hat er die Situation gemeistert, im Wettkampf die Nervosität zu nutzen wäre das gewesen, was Hirscher in den "letzten zehn Jahren besser gemacht hat als manch anderer".
"Der Akku ladet nicht mehr so schnell", nennt Hirscher einen der entscheidenden Faktoren für seine Rücktrittsentscheidung. "Der Sommer ist für die Regeneration zu kurz." Dass er ohne Wehwehchen seine Karriere beenden kann, freut ihn. "Ich glaube, dass ich wahnsinnig Glück habe, dass ich mit zwei gesunden Knien nach Hause fahren darf. Ich möchte mit dem Kleinen Fußball spielen, auf den Berg gehen."
Bei der WM in Aare mit Fieber an den Start zu gehen, war ein hoher Preis. "Das hat viel Kraft gekostet. Ich habe gewusst, ich habe noch einmal die Chance Weltmeister zu werden. Es war die richtige Entscheidung, ich bin stolz, dass mir das noch einmal gelungen ist. Aber ich habe gemerkt, dass war der letzte Turbo." Für Hirscher war immer klar: "Ich möchte aufhören, solange ich Rennen gewinnen kann."
"Ich habe das Wort Stolz vermieden, aber heute kann ich sagen, ich bin stolz auf das, was mir gelungen ist." In Zukunft freut sich Hirscher darauf, dass er für alles mehr Zeit hat, was sich während seiner Karriere nicht ausgegangen ist. Dass das Zuschauen bei guten Bedingungen nicht leicht wird, ist klar. "Wenn in Sölden der Nebel drinnen hängt und schwierige Verhältnisse herrschen, werd ich den Kamin genießen."
Mit heutigem Tag schließt Hirscher auch aus, ein Comeback als Skirennfahrer zu wagen. "Es wäre toll jungen Athleten zu helfen und meine Erfahrungen zu teilen", sagt der 30-Jährige. "Das Radl hört nicht auf sich zu drehen, es nimmt erst richtig Fahrt auf. Es ist schon cool, wenn man zurückgeben kann, was man erhalten hat."