Es ist immer problematisch, wenn der Kapitän das Schiff verlässt – egal, ob in der Politik, in der Wirtschaft – oder eben im Sport. Und eines ist klar: Der Abschied von Marcel Hirscher trifft das österreichische Skiteam hart. Denn es ist der Abgang des Zugpferds, der Galionsfigur. 67 Weltcupsiege, 14 Medaillen bei Großereignissen – viele Nationen schaffen das in ihrer Geschichte nicht.

Deshalb scheint klar: Österreichs Skisport wird wieder in die Normalität zurückkehren, auf den Grund der Bedeutungslosigkeit wird er aber mit Sicherheit nicht absinken. Wie sagte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel schon bei vielen Gelegenheiten? „Auch nach der Zeit von Hermann Maier oder Benjamin Raich hat es geheißen: Wer kommt danach? Und dann ist Marcel Hirscher aufgetaucht.“ Mit der Einschränkung, dass derzeit am Horizont aber keiner zu sehen ist, der sich mit Hirscher messen könnte. Wie auch, Hirschers Fußstapfen scheinen schlicht zu groß.

Und doch ist es nicht so, dass im Österreichischen Skiverband keine Hoffnungsträger vorhanden wären, im Gegenteil. Manchmal, siehe die Damen im Speedbereich in den vergangenen Jahren, kann es schneller gehen, als man denkt. Manchmal kann die Lücke nach dem Abgang des Zugpferdes aber auch tiefer sein und es länger dauern, bis sie geschlossen wird. Klar ist: Auf internationalem Niveau kündigen sich neue Superstars an, die nicht aus Österreich kommen – und da ist die Rede gar nicht von Hirschers Dauerrivalen Alexis Pinturault (FRA) und Henrik Kristoffersen (NOR). Eher der junge Franzose Clement Noel, der im Slalom schon gesiegt hat. Oder der Schweizer „Wunderknabe“ und Parade-Allrounder Marco Odermatt. Auch der Norweger Lucas Braathen, der im Nachwuchs dominierte, oder der Südtiroler Simon Mauerberger gelten als heiße Zukunftsaktien.

Solche „Blue Chips“ sucht man in Österreich derzeit vergebens. Allerdings hat der aktuelle Kader auch Potenzial für große Taten.

Marco Schwarz
Marco Schwarz © GEPA pictures

Marco Schwarz. Der 24-Jährige war schon früh Jugend-Olympiasieger, fuhr sich im Slalom schnell an die Weltspitze. Vergangene Saison zeigte er auch sein Potenzial im Riesentorlauf und sogar in der Kombination – bis ihn ein Kreuzbandriss stoppte. Derzeit ist er auf dem Weg zurück, war auch schon auf Ski. Wird er nicht verheizt bzw. lässt er sich Zeit und bleibt gesund, kann er allen noch sehr viel Freude bereiten.

Manuel Feller
Manuel Feller © APA/EXPA/DOMINIK ANGERER

Manuel Feller. Der Reggae-Fan aus Fieberbrunn hat das Potenzial, ganz vorne zu sein, in zwei Disziplinen. Aber noch hat er auch das Potenzial für Ausfälle am Fließband. Schafft der 26-Jährige es, konstant zu fahren, ist er ein potenzieller Star.

Michael Matt
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Michael Matt. Noch ist der Bruder von Mario Matt auf den Slalom beschränkt, doch streckte auch er schon seine Fühler nach anderen Disziplinen aus.

Matthias Mayer
Matthias Mayer © APA/AFP/NTB Scanpix/TERJE BENDIK

Matthias Mayer. Der Kärntner ist keine Nachwuchshoffnung, sondern doppelter Olympiasieger. Er kann in den schnellen Disziplinen durchaus mit Beat Feuz oder Dominik Paris mithalten.

Vincent Kriechmayr
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Vincent Kriechmayr. Der Oberösterreicher wurde Jahr für Jahr stärker und ist extrem ehrgeizig – der 26-Jährige will dauerhaft aufs Podest fahren, das Können dafür hat er.

Max Franz
Max Franz © GEPA pictures

Max Franz. Auch der Kärntner hat noch viel Potenzial, selbst wenn er wohl kaum Gesamtweltcupsieger werden wird. Aber für Siege ist der 30-Jährige nicht zu alt.