Nur Viktoria Rebensburg hat am Donnerstag beim Alpinski-Finale in Soldeu den ersten Weltcupsieg von Tamara Tippler verhindert. Die Deutsche setzte sich im Super-G 0,15 Sek. vor der Österreicherin durch. Mikaela Shiffrin teilte sich Platz vier mit Nicole Schmidhofer. Das reichte der US-Weltmeisterin, um vor Schmidhofer erstmals auch eine Speed-Disziplinwertung zu gewinnen.
Technik-Spezialistin Shiffrin hat nur vier der sechs (zwei wurden abgesagt) Saisonrennen bestritten, die ersten drei aber gewonnen. Als Führende vor Titelverteidigerin Tina Weirather sowie Schmidhofer nach Andorra gekommen, machte sie in ihrem ersten Rennen als 24-Jährige am Donnerstag den Sack zu. Weirather schied aus, Schmidhofer hätte bei einem vierten Platz Shiffrins einen Sieg benötigt.
"Jetzt ist das eingetreten, was ich mir gedacht habe. Wenn die Michaela Vierte würde und ich gewinne, dann wäre es sich ausgegangen. Ich hätte einfach über die Saison ein bisschen besser fahren müssen", sagte Schmidhofer, die sich am Vortag aber selbst erstmals die Kristallkugel in der Abfahrt gesichert hatte.
Die Super-G-Wertung beendete Schmidhofer nach dem Weirather-Out noch als Zweite. Shiffrin sicherte sich mit dem Super-G ihre insgesamt bereist zehnte Kristallkugel. Die dreifache US-Gesamtsiegerin, die diesen Winter auch die Slalomwertung schon für sich entschieden hat, kann am Sonntag auch im Riesentorlauf noch zuschlagen und damit als dritte Rennfahrerin gleich vier Wertungen in einer Saison gewinnen. Die Kugelgewinne in Slalom und Super-G sind eine Premiere im Weltcup. Die Letzte mit Gesamtsiegen in einer Technik- und einer Speed-Disziplin in einer Saison war Tina Maze (SLO) mit Riesentorlauf und Abfahrt.
"Das ist ganz speziell"
"Das ist ganz speziell. Meine erste Speed-Kugel", sagte Shiffrin erfreut. "Ich hätte nie gedacht, dass ich im Super-G schon so weit bin. Aber es sind halt auch einige Rennen abgesagt worden", verwies die Amerikanerin darauf, dass die Bewerbe in St. Anton und Sotschi ausgefallen waren. Ihr hatte in Soldeu nur deshalb Ungemach gedroht, weil am Vortag ein US-Trainer die Strecke inspiziert und gefilmt hatte. Das Thema war aber rasch wieder vom Tisch.
Tippler war mit Startnummer eins in ein großteils für die Herren gesetztes Rennen gegangen, das vom ÖSV-Abfahrtscoach Roland Assinger für die Damen adaptiert worden war. Die unterschiedlichen und großteils ungewohnt weiten Torabstände machten einigen Damen Probleme, so auch Stephanie Venier. Mit starker Zwischenzeit vergab die auf Abfahrtsski gestartete Tirolerin an einer kritischen Stelle ihre Podestchancen, Weirather und Ramona Siebenhofer schieden dort aus.
Vollgas beim Speedski
Durch das Aus von Weirather war der Dreikampf zu einem Zweikampf geworden. Schmidhofer kam als Dritte ins Ziel und führte in der Kugelwertung virtuell, dann machte Shiffrin aber alles klar. "Ich habe gleich gewusst, dass Mika nicht mehr so weit zurückfallen wird", gestand Schmidhofer. Aber was soll's? Ich bin Erste und Zweite, viel besser geht's nicht", sagte die Steirerin und outete sich dahingehend, dass sie demnächst erstmals an der Speedski-WM in Frankreich teilnehmen wird und dort die 200 km/h knacken möchte.
Tippler führte bis zur mit Nummer 15 fahrenden Rebensburg, die mit einem enorm starken Finish noch zur Bestzeit und ihrem 17. Weltcupsieg raste. "Ich habe oben zu viel hergeschenkt, bin aber trotzdem mega happy", sagte die Steirerin. "Mit Nummer eins war's nicht leicht. Ohne Fehler wird es schon einmal für ganz vorne reichen. Insgesamt war das ein gutes Finale von mir."