Die Absage der Abfahrt in Sotschi hat Österreichs Alpinski-Damen die erste Kristallkugel beschert. Hat das am Freitag aktualisierte Programm Bestand, geht erstmals seit 2007 (Renate Götschl) die Abfahrts-Gesamtwertung wieder an eine Österreicherin. Bei 90 Punkten Vorsprung und einer ausstehenden Abfahrt kann Nicole Schmidhofer nur noch von Teamkollegin Ramona Siebenhofer überholt werden.
Dazu müsste Siebenhofer beim Finale in knapp zwei Wochen in Soldeu aber gewinnen und die ebenfalls zweifache Saisonsiegerin Schmidhofer außerhalb der Punkteränge (beim Finale nur Top-15) landen. Schmidhofer ließ sich deshalb noch nicht gratulieren. "Es schaut natürlich gut aus. Aber ich war noch nie in Soldeu, Ramona hat dort schon Europacuprennen gewonnen. Ihr liegt die Strecke", warnte sie.
Schmidhofer: "In der Abfahrt kann viel passieren"
"Vorbei ist es also erst, wenn es wirklich vorbei ist. In der Abfahrt kann immer viel passieren", ergänzte Schmidhofer. Klar sei aber: "Ich habe immer gesagt es wäre lässig, wenn ich das rote Trikot in der Abfahrt über den Sommer behalten und beim Saisonauftakt in Lake Louise gleich wieder anziehen könnte. Das ist und bleibt mein Ziel."
Siebenhofer weiß umgekehrt, dass es im Abfahrtsweltcup nun schwierig für sie wird. "Ich wäre deshalb schon gerne hier in Sotschi gefahren", bedauerte sie am Freitag die wetter- und pistenbedingte Absage auch des dritten Trainingslaufs und damit zwangsweise auch der für die am Samstag geplant gewesenen Abfahrt in Russland.
Stattdessen nahm der Internationale Skiverband am Wochenende offiziell zwei Super-G mit Beginn am Samstag und Sonntag (Ersatz für St. Anton) jeweils um 8.30 Uhr MEZ auf das Programm. Zwar auch aus TV-taktischen Gründen, der Sonntag scheint aber der bessere Tag für zumindest ein Rennen in Russland zu sein. Am Freitag schneite es im Skigebiet Rosa Khutor stundenlang erneut intensiv, was die Pistenpräparation wieder erschwerte.
Siebenhofer: "Der Kampf bleibt auf der Piste"
Siebenhofer ist klar, dass ihre Kugel-Chance in der Abfahrt nun minimal ist. "Es ist nur noch ein Rennen. Aber es ist schon sehr viel passiert im Skirennsport. Es ist erst verloren, wenn es wirklich verloren", zeigte sie zugleich Kampfgeist. "Mir ist die Strecke dort in Soldeu immer gelegen, ich hatte mehrere Europacupsiege, das spricht für mich. Auch wenn ich gewinnen und auf die Schmidi hoffen muss. Aufgegeben wird ein Brief." Zwist gebe es jedenfalls keinen. "Schmidi und ich gehen trotzdem weiter gemeinsam auf eine Kaffee, der Kampf bleibt auf der Piste." Teamkollegin Stephanie Venier meinte: "Es ist gut, dass die Kugel auf jeden Fall in österreichischer Hand ist."
Schmidhofer konzentrierte sich nach der Abfahrts-Absage sofort auf den Super-G. In dieser Disziplin ist sie mit 47 Punkten Rückstand auf die führende, in Sotschi aber fehlende Mikaela Shiffrin Dritte und hat damit ebenfalls noch Kugelchancen. "Natürlich ist der Super-G für mich das Wichtigere, weil Mikaela nicht hier ist. Es wäre eine Möglichkeit, Punkte aufzuholen und auch dort um die Kugel mitzufahren."