Die zweite kleine Kristallkugel im alpinen Herren-Ski-Weltcup 2018/19 ist vergeben. Nachdem sich Marcel Hirscher am Dienstag vorzeitig das Kristall für den Gewinn der Slalomwertung gesichert hatte, legte Alexis Pinturault am Freitag in Bansko in der Kombination nach. Den 22. Weltcupsieg feierte der Kombi-Weltmeister mit 0,68 Sek. Vorsprung auf Hirscher und 0,69 auf den Slowenen Stefan Hadalin.
Bitter endete das Rennen für Kugel-Mitanwärter Marco Schwarz. Den Kärntner hatte es im Super-G bei der Landung nach einem Sprung nach hinten gedrückt, er wurde mit Verdacht auf Kreuzbandriss nach Hause geflogen. Die MRI-Untersuchung wird in Innsbruck stattfinden. Den ÖSV traf es gleich zweimal, Hannes Reichelt fädelte im Super-G ein und erlitt bei seinem Sturz ein Schleudertrauma und eine Unterschenkelprellung.
Pinturault liegt nach dem fünften Kombi-Kugelgewinn seiner Laufbahn im Gesamtweltcup als Zweiter 460 Zähler hinter Hirscher. Der Salzburger, der bei der WM auf ein Kombi-Antreten verzichtet hatte, bestritt diese in Bansko, weil er sich im Gesamtweltcup noch nicht auf der sicheren Seite fühlt. Jetzt überlegt er einen Startverzicht im Super-G am Samstag, abhängig werde er es auch von der Kurssetzung machen. Er habe aber bereits mehr Punkte, als er sich für diese beiden Rennen erhofft hätte, und die Priorität liege auf dem Riesentorlauf am Sonntag.
Im seinem ersten Speed-Rennen nach einem Jahr ging Hirscher nicht auf volle Attacke (+1,83 Sek. Rückstand auf den Schnellsten Mauro Caviezel/SUI). Der 29-Jährige erklärte, dass er das in seiner Situation mit nur einem Trainingstag nicht riskieren wollte. "Ich habe es so umgesetzt, wie ich es mir vorgenommen habe, das passt in Anbetracht der Umstände." Im technisch nicht sehr anspruchsvolle Slalom sei es schwierig gewesen, viel rauszuholen. Es wurde trotzdem ex aequo mit dem Kanadier Trevor Philp die schnellste Zeit. "Es ist überraschend, dass es jetzt so ausgegangen ist. Es ist mir mehr als aufgegangen", sagte er über den satten Punktegewinn.
Pinturault war "glücklich, aber auch enttäuscht" darüber, dass es nach dem verletzungsbedingten Ausfall nicht zum möglich gewesenen großen Fight im Slalom gekommen sei und sprach sein Mitgefühl in Richtung Schwarz aus. Dieser hatte die Kombination in Wengen gewonnen, war bei der WM Dritter geworden und mit Kugelchancen nach Bansko gereist.
Pinturault hatte übrigens wie Schwarz bei der Landung nach dem Zielsprung massive Schwierigkeiten, kam aber glimpflich davon. "Ich hatte noch Glück. Ich stelle mir die Frage: Warum muss man so einen Sprung bauen?" Ins selbe Horn stieß auch Hirscher: "Warum passiert erst etwas, wenn was passiert?" Im Laufe des Rennens war der Sprung dann etwas abgetragen worden. Pinturault erklärte außerdem, sich keine Chancen mehr auf den Gesamtweltcup auszurechnen.
Elfter wurde Vincent Kriechmayr, auf Platz zwölf landete Johannes Strolz, Punkte gab es noch für Romed Baumann auf 22. Disqualifiziert im Super-G wurden Matthias Mayer und Christian Walder, Mayer war im Finish an einem Tor vorbeigefahren. "Ich wäre den Slalom eh nicht gefahren, es war Training für morgen", sagte der Doppel-OIympiasieger. Der im Super-G zweitplatzierte Kriechmayr freute sich über "ein gutes Training" für Samstag. Daniel Danklmaier und Christopher Neumayer schieden im Slalom aus.
Mehrere Speed-Fahrer nutzten den Kombi-Super-G als Training und traten im Slalom nicht mehr an, das wirkte sich letztlich auf die Slalom-Startnummer von Henrik Kristoffersen aus. Als 32. des Super-G fuhr er im Slalom erst hintennach. Die unbereinigte Super-G-Ergebnisliste der Top 30 wird gestürzt. Wer zum Slalom nicht antritt, scheint als nicht gestartet auf. Ein Nachrücken, das Kristoffersen eine der ersten Nummern für den Torlauf gebracht hätte, gibt es aber nicht. Der Norweger wurde mit zehnter Slalomzeit Gesamt-16. Im Gesamtweltcup ist er 620 Zähler hinter Hirscher Dritter.