Der letzte Tag in Aare ist für Österreich der glanzvollste gewesen. Dank Marcel Hirscher bekam der Österreichische Skiverband (ÖSV) doch noch die ersehnte Goldmedaille, hinter dem nun dreimaligen Slalom-Weltmeister komplettierten Michael Matt und Marco Schwarz einen rot-weiß-roten Dreifachsieg. Mit seiner insgesamt siebenten WM-Goldenen machte sich Hirscher zum erfolgreichsten WM-Teilnehmer.
"Es ist unglaublich, nach 2013 und 2017 jetzt 2019, bei meinen vielleicht letzten Weltmeisterschaften", sagte Hirscher, für den es der dritte WM-Titel im Slalom nach Schladming und St. Moritz war. Alles in allem hält der Salzburger inklusive Team-Wettbewerben bei elf Medaillen - mehr hat nur der Norweger Kjetil Andre Aamodt (12) geschafft. Mit sieben Goldmedaillen und viermal Silber überholte er in der WM-Bestenliste Toni Sailer, der bei der gleichen Anzahl an Goldenen eine Silbermedaille gewann.
Hirscher verhinderte somit auch, dass Österreich erstmals seit Crans Montana 1987 ohne Goldmedaille bei Ski-Weltmeisterschaften bleibt. "Unser Präsident (Peter Schröcksnadel; Anm.) ist hier. Er springt im Ziel herum und freut sich", merkte Hirscher an, der am Mittwoch und Donnerstag noch durch eine Erkältung gehandicapt war. Am Freitag hatte er im Riesentorlauf Silber erobert. "Ich möchte mich bei meinem ganzen Team bedanken. Sie haben wirklich hart gearbeitet, um mich ins Starthaus zu bringen."
Van der Bellen gratulierte ÖSV-Trio
Matt gewann seine nach Team-Silber zweite Silbermedaille in Aare und seine erste WM-Medaille in einem Einzelbewerb. "Ich glaube, Silber war das Maximum heute", meinte der Tiroler, der 2018 Olympia-Bronze geholt hatte. "Ersten und zweiten Lauf kann man einfach nicht vergleichen von der Piste her. Im zweiten hat die Piste schon gescheit nachgelassen. Es war schwierig zu fahren. Ich habe mir nicht gedacht, dass es reicht, wie ich im Ziel war."
Schwarz durfte bereits über seine dritte Medaille in Schweden jubeln, nachdem er zuvor Bronze in der Kombination und Silber mit dem Team geholt hatte. "Vierter wollte ich nicht werden", sagte der Kärntner. "Dass ich jetzt die dritte Medaille mit nach Hause nehme, eigentlich unbeschreiblich. Ich bin ein bissel blau vom zwei Wochen Durchfahren, aber vielleicht habe ich so auch nicht so viel Kraft gehabt zum Bremsen."
In der WM-Geschichte war es das erste Mal, dass drei Läufer einer Nation in einem Slalom vorne waren. Von den jüngsten zehn WM-Slaloms bei den Herren gingen sieben an einen Österreicher. Drei Medaillen gab es im Slalom auch 2006 bei Olympia, als Benjamin Raich vor Reinfried Herbst und Rainer Schönfelder triumphierte.
"Man sieht, dass wir die Ski-Nation Nummer eins sind. Das war auch der Auftrag der Trainer gestern", gab Schwarz zu Protokoll. "Ende gut alles gut, hinter der Slowakei wäre ich nicht gern gewesen im Medaillenspiegel", erklärte Schröcksnadel im ORF-Interview. Mit einmal Gold, viermal Silber und dreimal Bronze beendete Österreich die WM auf dem alleinigen Platz vier im Medaillenspiegel.
Hirscher verteidigte seine überlegene Halbzeitführung souverän. 0,56 Sekunden war er nach dem ersten Teil vor dem Franzosen AlexisPinturault gelegen. Die Plätze drei bis fünf besetzten in dieser Reihenfolge Schwarz, Matt und Feller. Im Finale erwischte Feller keinen guten Lauf, der Tiroler belegte schließlich den sechsten Platz. Matt griff an, Schwarz hörte oben, "dass Michi führt", und wollte es seinem Teamkollegen gleichtun. Letztlich blieb er 0,11 Sekunden hinter ihm.
Pinturault vergab seine Chancen mit einem Fehler nach der zweiten Zwischenzeit, er musste sich mit am Ende mit dem vierten Platz begnügen. Hirscher konnte es sich bei 1,35 Sekunden Vorsprung leisten, etwas Tempo rauszunehmen. "Im ersten Teil habe ich probiert, wirklich hart zu attackieren. Dann waren zwei Tore, wo es schlagig war, da habe ich gehofft, sicher drüber zu kommen", sagte Hirscher. "Dann nur mehr Attacke über die Ziellinie." Er gewann 0,65 Sekunden vor Matt und 0,76 vor Schwarz.
Feller haderte mit seiner Leistung. "Es hat definitiv nicht zusammengepasst. Ich bin mir oben fünfmal am Ski gestanden, schlussendlich muss ich froh sein, dass ich noch so ein Ergebnis fahre", meinte der Vize-Weltmeister von 2017. "Wenn es nicht sein will, dann will es nicht sein." Der Vorarlberger Christian Hirschbühl, der im Teambewerb als Ersatzfahrer nicht zum Einsatz gekommen war, belegte den elften Platz.