Annemarie Moser-Pröll hat in einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung zur #metoo-Debatte und die Vorwürfe gegenüber ÖSV-Trainern gesprochen. Die Salzburgerin sagt in diesem Interview unter anderem:
- " Ich bin gegen jede Art von sexueller Gewalt und Missbrauch, das gehört verurteilt, da sind wir uns alle einig."
- "Es tut mir leid, denn wir haben heute solche Helden wie den Marcel und den Hermann. Dann kommen solche Themen und man muss sich echt fragen: Ist das noch normal in der Sportwelt?"
- "Was wir damals in einer Saison getrunken haben, trinken die Jungen heute auf einer Party."
- "Ein Betreuer wurde damals beauftragt nachzuschauen, ob alle im Bett sind. Der hatte eine Aufgabe, eine Verantwortung uns gegenüber. Wir waren ja nicht mit Monstern unterwegs!"
- "Ich denke, das war von langer Hand geplant und #metoo kam da gerade recht. Eine Woche nach der Causa Pilz ging man damit an die Öffentlichkeit."
- "Ich glaub’ schon, dass es darauf ankommt, wie sich eine Frau verhält."
- "Als ich 1971 an die Weltspitze fuhr, bekam ich jedes Monat von Alice Schwarzer einen Brief. Sie suchte Prominente, damit sie in Sachen Gleichberechtigung unterstützt wird. Ich machte nicht mit, weil ich nie das Gefühl hatte, dass ich irgendwo benachteiligt wurde. Schön langsam tun mir die Männer leid."
Alice Schwarzer nimmt nun in einem Offenen Brief Stellung. Der Brief im Wortlaut:
Liebe Annemarie Moser-Pröll,
Sie haben in letzter Zeit viel Energie darin investiert, zu beteuern, dass das mit den Mannsbildern in der Skiwelt ja gar nicht so war, wie manche Ihrer Kolleginnen im Zuge der MeToo-Debatte im vergangenen Jahr öffentlich gemacht hatten.
Nämlich, dass so etliche Kollegen, Trainer und Sportfunktionäre ihre Machtposition dazu benutzt hätten, junge Skiläuferinnen zu bedrängen, ja zu vergewaltigen – wie es nun unter anderem über den Skihelden und Mädchenschwarm Toni Sailer öffentlich wurde (und wohl schon damals bei der Polizei aktenkundig war).
Sie aber wollen von alldem nichts gewusst und auch nie etwas gemerkt haben. Und Ihnen selber ist sowieso nie etwas passiert. Wenn das wirklich so wäre, das wäre schön. Für Sie.
Was Ihre Kolleginnen da über die Zustände in den Trainingslagern zu berichten haben, bezeichnen Sie in der Tiroler Tageszeitung als „üble Nachrede“. Ihnen tun „die Männer langsam leid“. Denn Sie finden: „Unsere Helden sollen auch unsere Helden bleiben!“
Ja, gewiss, es ist schwer, von Helden Abschied zu nehmen. Das geht nicht nur Ihnen so. Aber es ist offensichtlich noch schwerer, die Wahrheit zu sagen. Oder haben Sie ein so schlechtes Gedächtnis bzw. eine so blühende Fantasie?
Ich jedenfalls weiß, dass Sie lügen! Denn Sie sagen in dem Interview auch Folgendes: „Als ich 1971 an die Weltspitze fuhr, bekam ich jeden Monat von Alice Schwarzer einen Brief. Sie suchte Prominente, damit sie in Sachen Gleichberechtigung unterstützt wird.“
Liebe Annemarie Moser-Pröll, ich habe es seit Jahrzehnten mit Projektionen, Unterstellungen und Diffamationen zu tun. Und ich weiß, dass in keinem Bereich so viel gelogen wird wie in dem Bereich der Sexualgewalt. Aber ich käme gar nicht mehr zum Leben, wollte ich all das immer richtigstellen. Doch diesmal muss es sein. Sie lügen einfach zu dreist.
Denn erstens ist es nicht meine Art, „Prominenten“ zu schreiben, damit sie meine Sache unterstützen. Und zweitens und vor allem war ich 1971 ganze 28 Jahre alt, lebte in Paris und hatte gerade erst gelernt, dass man Feminismus mit F schreibt.
Und außerdem kannte ich Sie überhaupt nicht. Da ich mich wenig für Sport – und schon gar nicht für Skisport – interessiere, hatte ich keinen Schimmer, wer da an der „Weltspitze“ über den Schnee rast. Begegnet bin ich Ihnen zum ersten – und letzten – Mal in den 80er Jahren. Das war in einer Samstagabend-Spielshow von Blacky Fuchsberger. Und da musste ich mir vor Beginn der Sendung noch rasch erklären lassen, wer denn die Dame sei, mit der ich da auf der Bühne sitzen sollte. Ich kannte Sie einfach nicht.
Liebe Annemarie Moser-Pröll, Sie kennen sicherlich die Volksweisheit: Wer einmal lügt … Ja, wer einmal lügt.