Die Geschichte rund um die Vergewaltigungsvorwürfe um Toni Sailersind um eine Kapitel reicher. Ober besser einen weiteren Akt, den die Rechercheteams von Standard, Ö1 und ausländischen Medien nun eingesehen haben. Und der offenbart, dass sich der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky nach den Vorwürfen persönlich für den Ski-Star eingesetzt haben und dafür gesorgt haben soll, dass die Causa nicht weiter verfolgt werde. "Die Einstellung solle auch als im öffentlichen Interesse gelegen betrachtet werden", heißt es in dem vom Standard veröffentlichten Dossier. "Daher würde auch zu einer Intervention auf diplomatischer Ebene, insbesondere im Zusammenhang mit dem anstehenden Besuch der polnischen Ministerpräsidenten in Wien geraten."
Auch die Aussage, dass der ÖSV nicht involviert gewesen sei, wird nun widerlegt. Denn Sailer oder der Skiverband hatten die Kaution dem Außenministerium zwischenzeitlich ersetzt, ÖSV-Ehrenpräsident Klee hatte dem Außenministerium ein Konto bekannt gegeben, wo diese Kaution zurück überwiesen werden könne.
Aussagen gegen Sailer
Nun meldeten sich auch zwei Personen zu Wort, die die Aussagen der Polin Janina S., dem mutmaßlichen Opfer, durchaus als realistisch erachten. Der damalige Botschaftssekretär Karl Vetter von Lilie meint: "Was genau passiert ist, weiß niemand. Es dürfte eine Menge Alkohol im Spiel und der gute Toni Sailer nicht ganz unschuldig gewesen sein."
Auch der ehemalige polnische Ski-Star Andrzej Bachleda-Curus schließt eine Geheimdienst-Falle aus: "Toni kam von Norwegen nach Polen, und er war total betrunken. Zu dieser Zeit trank er schwer, aber für uns in Polen war er ein Idol. Er war der Größte, er war der Boss. Toni hat etwas Schmerzhaftes getan, irgendetwas muss schief gelaufen sein. Der Vorfall warf einen Schatten über den Wettkampf, der für Polen so wichtig war."