Kein Norweger, kein Österreicher, sondern sensationell ein Deutscher hat sich den Sieg beim Super-G von Gröden geholt. Josef Ferstl setzte sich am Freitag in einem Hundertstelkrimi vor den Kärntnern Max Franz (+0,02 Sek.) und Matthias Mayer (0,10) durch. Es war der erste deutsche Sieg in dieser Disziplin des Ski-Weltcups seit Markus Wasmeier 1991. Das Rennen wurde nach Nummer 38 abgebrochen.

"Weltcup-Sieg, das ist unglaublich", konnte der 28-Jährige sein Glück im Zielraum kaum fassen. Der Bayer durfte in einem Rennen bei nicht optimalen Bedingungen als Zweiter starten und nachher gleichzeitig mit seinem ersten Podiumsplatz auch den ersten Sieg bejubeln. "Es ist ein unglaublicher Tag für mich. Ich hatte ein bisschen Glück mit dem Wetter", meinte der zweifache Familienvater, der wegen anhaltender Knieprobleme mit Schmerzmittel fährt.

So wie der Papa

Sein Vater Josef "Sepp" Ferstl hatte 1978 und 1979 zweimal die Hahnenkamm-Abfahrt in Kitzbühel gewonnen. "Die zwei Siege in Kitzbühel, die mein Vater geschafft hat, sind ein Traum. Aber wer weiß, mit viel Training ist alles möglich", sagte Ferstl junior, der seinen Kollegen "Pepi" gerufen wird. Landsmann Andreas Sander untermauerte als Sechster den aufsteigenden Trend bei den deutschen Abfahrern.

Auf dem vom Schweizer Trainer Andreas Evers gesteckten Kurs vergaben Mayer, Beat Feuz und Kjetil Jansrud mit groben Fehlern im Ciaslat-Bereich eine bessere Zeit. Nebel und nach etwa den ersten zehn Startern stärker werdender Schneefall machten das Rennen zur Zitterpartie. Schließlich entschied sich die Jury wegen der schlechten Sicht nach 38 von 80 Läufern zum Abbruch.

Die Österreicher präsentierten sich als stärkste Nation mit vier Läufern unter den ersten Elf. Vincent Kriechmayr wurde mit nur 30 Hundertstel Rückstand auf Ferstl Fünfter, Niklas Köck fuhr mit Startnummer 37 auf den elften Platz.

"Ein bisschen zu rund"

"Ich habe schon gespürt beim Fahren, dass ich ein bisschen zu rund und zu hart unterwegs bin. Es ist sich alles einfach zu schön ausgegangen, das ist meistens ein Zeichen, dass es nicht so gut ist", erklärte Max Franz, der sich über den geringen Rückstand im Ziel überrascht zeigte. "Ich bin jeden Schwung ein bisschen zu weit zugefahren, wo man eigentlich früher hätte laufen lassen können."

Mayer zeigte nach seiner Fahrt glücklich, noch den Stockerlplatz geschafft zu haben. "Ich habe einen brutal einen guten Ski gehabt. Die Wellen waren spitzer, wenn man mit mehr Geschwindigkeit hinkommt, das habe ich halt zu spüren bekommen", analysierte der Kärntner. "Grundspeed ist auf jeden Fall da, weil ich habe danach sogar bis ins Ziel noch Zeit gutmachen können."

Kriechmayr fand, dass er zu wenig riskiert habe. "Ich habe den Mothl gesehen, der hat einen großen Fehler gehabt. Ich wollte nicht, dass mir das auch passiert, da habe ich etwas mehr investiert. Vielleicht ein bisschen zu viel", sagte der Oberösterreicher. "Da herunter machen wenige einen Fehler. Da muss man einfach das letzte Hemd riskieren."

Geschlagene Wikinger

Jansrud kam nach seinem schweren Fehler mit 3,11 Sekunden Rückstand nur auf den 35. und vorletzten Platz. Aksel Lund Svindal musste sich mit Rang neun begnügen. So war es an Aleksander Aamodt Kilde, der als Vierter die Ehre der Norweger rettete. Svindal und Jansrud hatten alle fünf Super-G auf der Saslong von 2012 bis 2016 gewonnen.

Kein Glück mit dem Wetter hatte Hannes Reichelt. "Es hat nachher feucht zu schneien angefangen, dann hat der Schnee zu saugen angefangen", berichtete der Salzburger, der sich mit Rang 15 begnügen musste. Unmittelbar hinter ihm landete Romed Baumann. Christian Walder (23.) sowie Christoph Krenn (34.) wurden ebenfalls noch auf der außergewöhnlich kurzen Ergebnisliste mit nur 36 Namen geführt. Otmar Striedinger und Patrick Schweiger kamen nicht mehr zum Einsatz.