Wie befürchtet ist auch das zweite Abfahrtstraining der alpinen Skiherren in Lake Louise am Donnerstag abgesagt worden. Grund war die angekündigte Warmfront mit nächtlichem Regen und Schneefall, weshalb die aufgeweichte Rennpiste geschont werden musste. Auf Freitag hin wird es zwar deutlich kälter, notfalls würde man aber selbst am Samstag noch vor der Abfahrt ein Training einschieben können.
Denn ohne Trainingslauf darf keine Weltcup-Abfahrt stattfinden und das wäre gerade am Beginn der Speed-Saison ein herber Rückschlag. "Die Abfahrt hat absolute Priorität", machte FIS-Renndirektor Markus Waldner zudem gegenüber der APA klar, dass man das Programm nicht mit dem für Sonntag geplanten Super-G tauschen wird. Denn da kommt eine neuerliche Front, die wieder Niederschlag bringt.
Diese wird aber nicht so intensiv sein wie jene, die in Lake Louise schon am Mittwoch zu milden Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt sowie zur Absage des ersten Trainings geführt hatte. Es ist die Front, die über Hawaii entsteht und als "Pineapple Express" traditionell die kanadische Westküste und dort etwa den ehemaligen Olympia-Schauplatz Whistler Mountain trifft.
Derartiges Warmwetter weiter im Landesinneren in Alberta ist hingegen äußerst selten. "Zuletzt haben sie hier so etwas vor 30 Jahren verzeichnet. Normalerweise hat es in Lake Louise Temperaturen von minus 20 Grad abwärts", sagte Waldner.
ÖSV-Läufer Matthias Mayer hatte am Mittwoch erklärt, es fahre sich derzeit auf der Strecke wie auf einem "Kartoffelpüree". Damit dem nicht noch einmal so ist, wurde die Piste "Olympia" am Donnerstag nicht angerührt. "Es regnet rauf bis zum Coaches Corner. Man würde jeden Schritt sehen", erklärte Waldner, warum man die Strecke nicht betrat.
Das Aufhören des im oberen Teil als Schnee fallenden Niederschlages war für Donnerstag-Nachmittag angekündigt. Ab dann sollen auch die Temperaturen wieder sinken und es wird mit Maschinen gearbeitet werden können. "Dann kann es sein, dass wir für Freitag perfekte Bedingungen haben. Aber auch, dass das dann ein richtiger Eislaufplatz wird", so Waldner.
Der ÖSV hat deshalb eine Änderung der Kriterien für die interne Qualifikation angekündigt. Laut ursprünglichem Plan wäre das Sextett Patrick Schweiger, Otmar Striedinger, Daniel Danklmaier, Christopher Neumayer, Niklas Köck und Frederic Berthold am Freitag um drei Plätze gefahren. Neben den zwei Schnellsten sollte ein Läufer per Trainerurteil für Samstag nominiert werden.
"Voraussichtlich wird nun das Trainerurteil aber mehr Gewicht bekommen", machte Herrenchef Andreas Puelacher klar, dass man auf eine reine Zeitenqualifikation eher verzichten wird. "Wir müssen auf unsere Jungen aufpassen und dürfen sie nicht einfach so ins Feuer schicken", erklärte der Tiroler.
Im Ski-Weltcup ist man nach dem Todessturz des Franzosen David Poisson gerade sehr sensibel gegenüber dem Thema Sicherheit. Deshalb begrüßte auch Waldner die Reaktion des ÖSV.
"Es muss prinzipiell natürlich jede Nation selbst entscheiden, ob man eine Quali fährt oder nicht. Aber es ist äußerst klug, wenn man junge Läufer nicht verheizt. Die Saison ist noch lange und wir wollen gerade jetzt keine kritischen Situationen", meinte der Südtiroler und warnte: "Wenn es hier jetzt eisig wird, ist es wie in Garmisch. Das wird dann kein Honiglecken."
Sollte es auch am Freitag Probleme mit dem Training geben, könnte der notwendige Trainingslauf am Samstag um 9.00 Uhr früh eingeschoben werden. "Ideal wäre das zwar nicht, aber notwendig", sagte Waldner.
Das Training müsste aber auf verkürzter Piste stattfinden, stehen doch 90 Läufer auf der Startliste. Und für 12.15 Uhr Ortszeit (20.15 Uhr MEZ) ist bereits der Start der Abfahrt geplant.
Beginnzeit des Super-G am Sonntag ist 20.00 Uhr MEZ. "Den kriegen wir auch bei etwas schlechterem Wetter schon irgendwie runter", ist Waldner überzeugt.