Die Bühne ist bereitet für die besten Skifahrer der Welt. Einen Tag, nachdem die Damen am Rettenbachferner die Saison eröffneten, sollen die Herren heute nachlegen. Um 10 Uhr soll die Nummer eins ins Rennen gehen. Wenn, ja wenn das Wetter mitspielt. Und das ist zugleich das große Fragezeichen. Das Prozedere ist klar: Ab 4.30 Uhr sind die Verantwortlichen der FIS rund um Renndirektor Markus Waldner auf dem Berg, um zu prüfen, ob trotz des angekündigten Sturmes die Straße auf den Gletscher und vor allem die Gondel zum Rennstart benützt werden können.
Die Prämisse ist klar: Sicherheit geht vor. Würde der Sturm Teilnehmer oder Zuschauer gefährden, dann wäre wohl schon kurz nach 6.30 Uhr mit einer Absage zu rechnen. Wohl trotzdem zu spät für einige Fans - denn schon bei den Damen waren 14.500 Fans am Berg, am Sonntag ist der Ansturm traditionell noch größer.
Viel Neues
Wenn gefahren wird, dann darf man sich aber auf viel Neues freuen: Die neuen Ski, die ihre Feuertaufe erleben, aber von praktisch allen Aktiven gelobt wurden. Der Radius der Taillierung wurde von 35 auf 30 Meter verkleinert, damit wurde das Material zwar wieder aggressiver, aber auch besser fahrbar. Man erhofft sich dadurch, dass die vermehrt aufgetretenen Rückenprobleme vieler Fahrer zurückgehen. Was man auch hoffen muss: Dass die Zahl der Kreuzbandrisse oder anderer Verletzungen des Beinapparates nicht wieder steigt. Die Serie an Ausfällen vor Saisonbeginn macht jedenfalls Sorgen.
Was auch irgendwie neu ist: Österreichs Team war noch nie so unerfahren wie diesmal. Und ein Weltcup-Auftakt ohne Marcel Hirscher, das ist zwar nicht ganz neu, aber doch ungewohnt. Nur drei Fahrer des Teams haben in der vergangenen Saison Weltcuppunkte im RTL gesammelt, die anderen sechs haben zusammen überhaupt erst 30 Rennen in den Beinen. DAs Motto ist klar: Überraschen. "Es ist eine Chance für die nachfolgenden und die jungenAthleten. Wir sind gut aufgestellt, nur vorne ist es dünn. Qualifikationen für die Top 30 müssen das Ziel sein", sagt Cheftrainer Andreas Puelacher.
Leitinger als "Leitwolf"
Und weil neben Hirscher auch Philipp Schörghofer oder Christian Hirschbühl ausfallen, ist Roland Leitinger, WM-Silbermedaillengewinner von St. Moritz, auf einmal der Leitwolf. Er nimmt es locker: "Ich bin lange genug dabei, diese neue Situation sollte mich nicht einschränken." Sein Ziel: das beste Sölden-Ergebnis zu verbessern. Und das war mit Platz sechs im Vorjahr auch sein bisher bestes Ergebnis überhaupt.
Der zweite Österreicher, auf dem die Hoffnungen ruhen, ist Manuel Feller. Der Tiroler fühlt sich auf den neuen Ski wieder "richtig wohl", es macht ihm wieder Spaß. Und auch, wenn er nicht damit rechnet, dass die Favoriten der vergangenen Jahre viel schlechter sind: "Das Feld rückt wieder näher zusammen."
Die Favoriten? Sind dementsprechend der US-Amerikaner Ted Ligety und der Franzose Alexis Pinturault, die über die vergangenen Jahre in Sölden traditionell stark waren. Oder Pinturaults Landsmann Mathieu Faivre, die Nummer zwei im Riesentorlauf hinter Hirscher im Vorjahr. Und natürlich Henrik Kristoffersen, der den Streit mit dem Verband beigelegt hat. Oder besser: Er wurde ab 1. Oktober nach einem halben Jahr "Sperre" wieder ins Team aufgenommen, auch wenn der juristische Prozess nach wie vor im Laufen ist. Klar ist: Kristoffersen fühlt sich bereit: "Ich fühle mich gut und es macht mir Spaß. Und ich bin mir sicher: Die, die gestern vorne waren, werden es heute auch sein."
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