Eva-Maria Brem erkennt im Fehlen der erfahrensten Technikerinnen bei Österreichs Ski-Damen in Sölden durchaus etwas Positives. "Ich sehe es als Riesenchance und Riesenmöglichkeit", machte sie den Kolleginnen um ihrer Tiroler Landsfrau Stephanie Brunner Mut. Neben Brem, die sich noch nicht rennfit fühlt, verpassen den Riesentorlauf am Samstag u.a. auch Anna Veith und Michaela Kirchgasser.
"Von den Jungen war noch keine im Riesentorlauf am Podium", weiß die 29-Jährige, dass in den vergangenen Jahren viel von diesen drei Damen abhing, die derzeit mit Beharrlichkeit am Formaufbau arbeiten. Brem hatte sich vor knapp einem Jahr Schien- und Wadenbein gebrochen und mutet sich erst seit einem Monat im Training wieder Umfänge zu, die ungefähr jenen vor der Verletzung entsprechen. "Man sieht schon, dass ich nicht für den Vereinscup trainiere", scherzte sie.
In Sölden werden Brunner, Bernadette Schild, Katharina Truppe, Ricarda Haaser oder Rückkehrerin Carmen Thalmann sozusagen ganz auf sich allein gestellt sein. Das ist vereinzelt auch schon in der Vergangenheit vorgekommen. Die Situation sei jetzt aber noch einmal eine andere, meinte Brem, da ein Heimrennen ansteht, eines der wichtigsten für die Damen noch dazu.
"Es ist für sie eine Chance, da auch einmal hineinzuschnuppern, was das bedeutet, wenn der Fokus auf einem liegt. Was es bedeutet, wenn eigentlich eine Platzierung von dir erwartet wird, die bis jetzt noch nicht da war", erklärte die RTL-Kugel-Gewinnerin der Saison 2015/16. "Weil es ist was anderes, wenn vor dir drei Leute sind, die alles ein bisschen wegnehmen", stellte Brem klar.
"Riesige Erfahrung"
Sie sehe das letztlich "voll positiv, weil es eine riesige Erfahrung für sie sein kann und weil sie uns im besten Fall eine Riesenfreude machen können mit einer Superleistung". Sollte die Leistung hingegen nicht passen, hätten die Damen zumindest Erfahrungswerte mitgenommen, die sich im Lauf der Karriere bezahlt machen könnten. "Ich werde es jedenfalls interessiert beobachten, wie jede damit umgeht und wie jede agiert", verriet Brem.
Für die seit kurzem begeisterte Vespa-Besitzerin zählt im Moment nur das Training und nicht die wiederkehrenden Spekulationen und Fragen wegen des Comeback-Termins. "Ich weiß es selber nicht genau, wann es soweit ist", sagte Brem. "Es geht jetzt einfach darum, so weiterzumachen wie bis jetzt, dass ich mir jeden Tag nach dem Training denken kann: Ich bin noch nicht da, aber hey, es war besser als gestern!"
Es sei klar, dass noch einiges zur Topform fehlt. "Aber ich genieße es, ich bin wieder frisch im Kopf, ich bin wieder mit Freude dabei. Ich genieße einfach das Alltägliche, was der Job mit sich bringt, wieder viel mehr", berichtete die Gewinnerin von drei Weltcup-Rennen im Riesentorlauf.
Es habe davor schon Dinge gegeben, "die nicht alle schön laufen, nicht alle gut laufen. Trotzdem ist man oft über Monate, Jahre bemüht, seine Leistung zu bringen", meinte Brem kryptisch. "Natürlich hat man für sich selbst ein bisschen eine Ahnung, was vielleicht nicht so gut war oder das (die Verletzung/Anm.) begünstigt hat. Aber eine letztgültige Wahrheit gibt es auch nicht, weil es nicht belegbar ist."
Aufklären, was sie konkret damit meinte, wollte die Tirolerin nicht, da jetzt alles im Lot sei. "Mir ist es wichtig, dass ich jetzt sehr viel Freude habe beim Skifahren, dass ich mich gut ausgeschlafen fühle, wie nach einem langen Wochenende", meinte sie. Auch ihr Skiwechsel von Völkl zu Fischer habe zu diesem neuen, rundum guten Gefühl beigetragen. "Ich habe ich für mich die absolute Wunschlösung gefunden. Ich bin sehr happy."