Wer am übernächsten Wochenende zum Alpinski-Weltcup-Auftakt nach Sölden kommt, wird auf der Rennpiste viele ÖSV-Stars vermissen. Für die rekonvaleszenten Marcel Hirscher, Anna Veith, Eva-Maria Brem und Michaela Kirchgasser kommen die Gletscherrennen zu früh. Philipp Schörghofer musste wegen Knieproblemen absagen, Matthias Mayer und Co. werden erst später die neuen Riesentorlauf-Ski anschnallen.

Hirscher wird nach seinem Mitte August erlittenen Außenknöchel-Bruch frühestens beim Levi-Slalom im November sein Comeback geben. Schörghofer, der hinter Disziplinsieger Hirscher als Zehnter zweitbeste ÖSV-Riesentorläufer der abgelaufenen Saison, hoffte auf rasche Besserung seines Knies. Ein Bluterguss im Knochen des Kniegelenkes verursacht aber noch zu große Schmerzen. "Ich muss nun Geduld haben und Therapie machen und hoffen, dass es dann in den USA passt", machte sich der Salzburger nach seiner Absage für Sölden selbst Mut.

Damit sind Manuel Feller (16. der jüngsten RTL-Wertung) und WM-Silbermedaillengewinner Roland Leitinger (19.) Österreichs Zugpferde im Herren-Riesentorlauf am 29. Oktober. Dazu wird u.a. Marco Schwarz kommen, der neben dem Slalom den Riesentorlauf als zweite Disziplin aufbauen will. Die Speed-Spezialisten Mayer, Hannes Reichelt oder Vincent Kriechmayr und Techniker Michael Matt lassen Sölden noch aus.

"Der Riesentorlauf ist ein Thema. Aber mir ist wichtig, dass in erster Linie Abfahrt und Super-G mal passen. Wenn das wirklich hinhaut und ich da zufrieden bin und das Radl läuft, dann werde ich auch im Riesentorlauf am Start sein, wenn es reinpasst", sagte Abfahrts-Olympiasieger Mayer, der das Fahren auf dem neuen RTL-Ski als "kraftsparender" empfindet.

Den selben Fokus setzt Kriechmayr. "Den Riesentorlauf werde ich auch mitnehmen, aber erst, wenn ich 500-Punktefahrer bin (wegen Startnummer/Anm.). Die neuen Ski sind sehr gut. Ich glaube, dass der Skisport weder in die richtige Richtung gegangen ist. Mir macht es auf jeden Fall wieder mehr Spaß und für die Jugend ist es wieder interessanter geworden." Er habe viel Riesentorlauf trainiert, erzählte der Oberösterreicher, aber für Sölden reiche es noch nicht.

Reichelt kann sich aufgrund des neuen Materials prinzipiell vorstellen, wieder in den Riesentorlauf einzusteigen. "Es gibt wahrscheinlich ein paar Rennen, wo ich starten möchte, aber zuerst muss ich im Riesentorlauf halbwegs in Form sein. Es sind Rennen wie Beaver Creek oder Alta Badia, aber ich werde wahrscheinlich Sölden nicht fahren und zu hundert Prozent nicht in Val d'Isere", erklärte der Salzburger. "Das sind einfach Riesentorläufe, wo sehr viel Spritzigkeit erforderlich ist, und die hat man mit 37 einfach nicht mehr."

Künftig nicht nur Slalomfahrer sein will Matt, der Gewinner des Kranjska-Gora-Torlaufs Anfang März. Aber auch für ihn ist Sölden kein Thema. "Im Riesentorlauf will ich erst starten, wenn es Sinn macht und eine realistische Chance da ist, sich (für den zweiten Durchgang/Anm.) zu qualifizieren", meinte der Tiroler. Da er in der Vergangenheit nicht so viel Riesentorlauf gefahren sei, sei für ihn die Umstellung nicht so dramatisch gewesen. "Wir haben heuer sehr viel Riesentorlauf trainiert, es ist richtig viel weitergegangen. Ich hoffe, dass ich irgendwann starten kann im Weltcup."

Bei den Damen fehlen nach ihren Knie- bzw. Unterschenkel-Operationen mit Veith, Kirchgasser und Brem drei herausragende Läuferinnen. "Sölden fahre ich definitiv nicht, hoffentlich den Slalom in Levi, aber das ist auch ziemlich eine Challenge", meinte die 32-jährige Kirchgasser, die als Einzige des ÖSV-Damenkaders über 30 ist.

"Natürlich würde ich von Herzen gerne in Sölden fahren. Aber gleichzeitig weiß ich sehr gut, was es braucht, dass man in Sölden ein Stockerl erreichen kann. So weit bin ich noch nicht", sagte Brem. Cornelia Hütter, die nach ihrem Kreuzbandriss ebenfalls auf dem Weg zurück ist, wird voraussichtlich erst nächstes Jahr den RTL wieder ins Programm aufnehmen. "Ich muss zuerst schauen, dass ich wieder auf die 500 Punkte komme, damit ich eine Startnummer nach den 30 habe", gab die Steirerin zu Protokoll.

Veith und Brem könnten Ende November mit dem Riesentorlauf in Killington (USA) einsteigen. Das ÖSV-Damenteam in Sölden wird demnach von Stephanie Brunner angeführt, sie war als Zwölfte in der vergangenen Saison beste Österreicherin im Riesentorlauf-Weltcup und WM-Fünfte. Es folgten in der Endabrechnung Kirchgasser (18.), Katharina Truppe (24.), Ricarda Haaser (27.) und Bernadette Schild (28.).