Mit nur einem Weltcup-Sieg und insgesamt vier Podestplätzen waren Österreichs Alpinski-Damen zur WM nach St. Moritz gekommen. Dort überraschte das Team von Cheftrainer Jürgen Kriechbaum dann gleich mit Gold, Bronze und Silber in den ersten drei Rennen und präsentierte sich auch in den Technikbewerben gut. "Die Bilanz ist auf alle Fälle sehr positiv", sagte Kriechbaum vor der Heimreise.

"Wir haben mit drei Medaillen stark angefangen, im technischen Bereich sind die anderen noch ein wenig zu stark", sagte Kriechbaum nach dem Slalom, in dem die ÖSV-Damen seit über zwei Jahren im Weltcup bekanntlich ohne Podestplatz da stehen.

"Wir haben keine in den Top Sieben (der Startliste/Anm.), es hätte viel zusammenpassen müssen. Aber selbst da wäre durch Kirchgasser eine Medaille möglich gewesen", verwies er zum WM-Abschluss auf Platz sechs der Salzburgerin mit nur 47 Hundertstel Rückstand auf Bronze. Das Training im Flachen habe für Bernadette Schild leider nicht gefruchtet. "Es ist ihr nicht gelungen, aus dem Steilen den Schwung mitzunehmen."

Für St. Moritz hatte der ÖSV trotz magerer Weltcup-Ergebnisse mit 14 erstmals mehr Damen als Herren nominiert. Gleich zehn davon waren erstmals bei Titelkämpfen dabei. Trotzdem begann die WM mit dem Super-G-Gold der zuvor noch nie auf einem Podest gestandenen Nicole Schmidhofer sensationell.

Kirchgasser mit Bronze in der Kombi und Stephanie Venier als Zweite in der Abfahrt hatten nachgelegt und die WM dann schon in Woche eins zu einem Erfolg gemacht. Beste im Riesentorlauf wurde Stephanie Brunner als Fünfte, im Slalom Kirchgasser als Sechste.

"Insgesamt ist die Bilanz auf jeden Fall besser, als erwartet", sagte Kriechbaum. "Natürlich vor allem mit den Speed-Medaillen, mit denen man nicht unbedingt rechnen konnte. Wenn man im Vorfeld genauer auf die Teilzeiten geschaut hat, hat man aber gesehen, dass mehr möglich ist. Die Mädchen haben die Nerven behalten, sind cool geblieben und haben ihre Chancen genutzt. Wir sind insgesamt auf dem aufsteigenden Ast."

Dass es im Technikbereich noch nicht so gut funktioniert, ist offensichtlich. "Aber bei Brunner fehlt nicht mehr viel", verwies der Chef auf die Beste in diesem Bereich. "Vom Grundschwung her ist sie bei den Schnellsten dabei und eine richtig gute Skifahrerin. Im Riesentorlauf hat sie den Sprung zur Weltspitze geschafft. Eventuell, dass sie körperlich noch ein bisschen zulegen muss."

Die Tirolerin will auch vermehrt in Richtung Speed gehen, kämpft nun aber zunächst im Europacup um Weltcup-Startplätze in der Olympia-Saison.

Erfreulich sei auch, dass es bei der WM keinen wirklichen Ausreißer nach unten gegeben habe. Selbst die junge Katharina Truppe, die bei ihrem WM-Debüt gleich drei Starts bekam, sei im Teambewerb ausgezeichnet gefahren. Im Slalom war die junge Kärntnerin deutlich von ihrem vorangegangenen Horror-Sturz im Riesentorlauf beeinträchtigt.

Von den 14 nominierten Damen kam letztlich nur Mirjam Puchner, die sich im Abfahrtstraining einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen hatte, zu keinem Renneinsatz. "Auch von dem her war es eine Super-WM", sagte Kriechbaum. "Wir sind glücklich, wie sie verlaufen ist."

Bei Anna Veith habe man natürlich den großen Trainings-Rückstand gesehen, sagte Kriechbaum über die Salzburgerin, die nach langer Verletzungspause ohne Chance war, ihre Titel in Super-G und Riesentorlauf zu verteidigen.

"Wenn sie alle Probleme ausmerzt, ist sie nächstes Jahr absolut wieder dabei. Skifahren hat sie nicht verlernt und ihre Geländeintuition ist einzigartig", ist Kriechbaum überzeugt. Wenn dann auch die derzeit verletzten Spitzenläuferinnen Cornelia Hütter, Eva-Maria Brem und Carmen Thalmann mit dabei wären, sei das Team im kommenden Winter richtig gut aufgestellt.

Auch ÖSV-Sportdirektor Hans Pum lobte die ÖSV-Damen. "Sie haben sich sehr gut präsentiert. Die Bluechips haben gezogen und die Start-Ups sind sogar durch die Decke gegangen", sagte der langjährige Alpinchef. "Die Mannschaft war gut eingestellt und vorbereitet."

"Vor allem die Speed-Damen haben sich sehr gut präsentiert, bei den Technikerinnen fehlt nur noch ein bisschen", sagte Pum. "Man darf ja nie vergessen, dass in jedem Bereich die Stärkste gefehlt hat."

Dem schloss sich auch ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel an. "Wir haben keinen Druck gemacht vorher. Sie haben sich aber dann sehr gut verkauft. Ich glaube, dass wie in der Abfahrt auch im Technikbereich eine Mannschaft entsteht, die Potenzial hat."

Kommende Woche stehen bereits wieder Weltcuprennen auf dem Programm. Nach Crans sollen möglichst viele Damen zum Olympiatest nach Südkorea mitgenommen werden. "Wir wollen im Weltcup bestätigen, was bei der WM passiert ist", betonte Kriechbaum.