Um die Winzigkeit von einer Hundertstel hat Österreichs Skistar Marcel Hirscher die erfolgreiche WM-Titelverteidigung in der Kombination verpasst. Geschlagen wurde der Gesamt-Weltcup-Seriensieger am Montag in St. Moritz nur vom Schweizer Sensationsmann Luca Aerni, der nach dem 30. Abfahrtsplatz die Startnummer eins im Slalom perfekt nutzte. "Ich kann es gar nicht richtig glauben", stammelte Aerni.

Auch Bronze ging durch Mauro Caviezel, der nur sechs Hundertstelsekunden hinter seinem Landsmann lag, an die WM-Gastgeber, die nun mit dreimal Gold die Medaillenwertung klar vor Österreich anführen. Das ÖSV-Team hält nach sechs Bewerben bei einmal Gold sowie je zweimal Silber und Bronze. Bereits am Dienstag im Teambewerb, in dem das ÖSV-Team Titelverteidiger ist, könnte die Vorgabe von Verbandspräsident Peter Schröcksnadel ("Sechs bis acht Medaillen") erfüllt werden.

"In dem Winter reißen mir die Hundertstel die letzten Haare aus dem Kopf", lautete der treffende Kommentar von Hirscher, der vor zwei Jahren in Vail/Beaver Creek den Slalom eröffnet hatte und zu Gold gefahren war, im ORF-Interview. Diesmal war er nach Platz 28 in der Abfahrt als Dritter an der Reihe. "Dass wieder alles so mitspielt und die Piste im zweiten Durchgang wieder so nachlässt wie 2015, das war nicht zu erwarten. Es kommt oft unverhofft", meinte der Technikspezialist, der Gold bei der letzten Haarnadel vor dem Ziel verloren hatte.

Gleichzeitig trauerte Hirscher mit seinem ÖSV-Teamkollegen Romed Baumann, der Abfahrtsbestzeit erzielt hatte. Im Slalom war der 31-Jährige Tiroler dann aber ebenso chancenlos wie Kombi-Weltcup-Sieger Alexis Pinturault aus Frankreich, der sich mit Rang zehn begnügen musste. "Mit einer guten Abfahrt hast du dich heute selber bestraft. Schade, dass nicht mehr drinnen war. Ich war machtlos", betonte der am Ende nur zwölftplatzierte Baumann, der vor vier Jahren in Schladming WM-Bronze geholt hatte. "Die Pistenverhältnisse waren in dem Slalom schon sehr grenzwertig für die Besten in der Abfahrt", pflichtete ihm Hirscher bei.

Der Sieg von Aerni ist die bisher größte Überraschung dieser WM. Der 23-Jährige, der vor drei Jahren Junioren-Vizeweltmeister im Slalom geworden war, hat noch keinen einzigen Podestplatz im Weltcup vorzuweisen. Seine bisher besten Resultate erreichte er mit fünften Plätzen in den Slaloms in Kitzbühel (2014) und Madonna di Campiglio (2015). Aernis bestes Resultat in der Kombination ist der siebente Platz in diesem Winter in Santa Caterina. Es war sein bisher einziger Kombi-Weltcup-Start. Erst am Sonntagabend war er für den WM-Bewerb nominiert worden.