Im ÖSV-Damenteam grassierte in den vergangenen Tagen ein Magen-Darm-Virus. Einige Läuferinnen mussten das Bett hüten. Sie sind nicht betroffen?
MICHAELA KIRCHGASSER: Noch geht es mir gut und ich hoffe, der Virus findet mich nicht. Zumindest nicht vor der alpinen Kombination am Freitag. Danach hätte ich ein paar Tage Zeit, was nicht heißt, dass ich nichts essen können will.
Die Kombination ist Ihr ganz großes Ziel bei der WM, weil es Ihre realistischste Medaillenchance ist, richtig?
Es ist das wichtigste Rennen in dieser Saison. Ich habe den ganzen Winter darauf hingearbeitet, hier am Start zu stehen. Und ja, eine Medaille wäre mir sehr recht. Am liebsten eine aus Gold. Es ist schließlich meine letzte Chance.
Das heißt übersetzt was genau?
Es ist definitiv meine letzte Weltmeisterschaft. Das heißt nicht, dass ich jetzt aufhöre. Wenn meine lädierten Knie mitmachen, will ich noch bei Olympia 2018 dabei sein.
Setzen Sie sich mit dieser Ankündigung vor der alpinen Kombination nicht selbst gehörig unter Druck?
Nein, für mich wird der Druck dadurch nicht größer. Erstens weiß ich, was ich kann, zweitens liegen mir die Abfahrt und der spezielle Schnee in St. Moritz. Ein weiterer Pluspunkt für mich ist, dass die Kombi-Abfahrt langsam und kurz ist. Da hat auch die „Kirchi“ keine Angst.
Mehr Sorgen als die Abfahrt machten Ihnen in den vergangenen Monaten Ihre Knie. Sind Sie eigentlich konkurrenzfähig?
Die Probleme mit den Knien habe ich gut im Griff. Natürlich ist keine Wunderheilung eingetreten, doch die täglichen Therapien zeigen Wirkung.
Wirkung zeigten offenbar auch einige nicht gerade freundliche Kommentare auf Facebook. Wie gehen Sie damit um?
Ich habe vor einiger Zeit einfach aufgehört, mich mit Facebook zu beschäftigen. Das hat mein Mann Sebastian übernommen. Und seit ich die Seite nicht mehr anschaue, ist mein Stresspegel extrem gesunken.
Der wird am Start der Kombi-Abfahrt sicher wieder steigen. Wagen Sie eine Prognose, wer auf das Podest fahren wird?
Nein, die wage ich nicht, weil acht Damen für Edelmetall infrage kommen. Ich bin eine davon.
Ist in der alpinen Kombination die Abfahrt oder der Slalom wichtiger?
Auf den meisten Strecken führt heute der Sieg vermehrt über den Slalom. Hier in St. Moritz würde ich auf 50:50 tippen, Wie schon gesagt ist die Abfahrt langsam und kurz, der Slalom auf dem unteren Teil der Damen-Abfahrt ist sehr flach.
Sie sagen immer wieder, wie viel Spaß es Ihnen macht, schnelle Disziplinen zu fahren. Kann es sein, dass wir bald eine Michaela Kirchgasser als Abfahrerin erleben?
Nicht gleich, aber ich plane, im Sommer mit den schnellen Damen nach Chile zu fliegen und Abfahrt und Super-G zu trainieren. Was herauskommt, sehen wir nächste Saison.
Machen Ihnen Riesentorlauf und Slalom keinen Spaß mehr?
So möchte ich das nicht sagen. Ich will versuchen, es zu erklären: Mit jedem Tag, den ich älter werde, wird es schwieriger, sich so schnell zu bewegen, wie es für den Slalom und RTL nötig ist.
Joschi Kopp