Einen Tag nach Überraschungs-Gold für Nicole Schmidhofer ist Österreich bei der WM in St. Moritz im Super-G der Herren leer ausgegangen. Während Erik Guay und Manuel Osborne-Paradis mit Gold und Bronze sowie Kjetil Jansrud (NOR) in der Mitte für unerwartete Kanada Festspiele sorgten, verpasste Vincent Kriechmayr als Fünfter Bronze um 37 Hundertstel. Auch Lokalmatador Beat Feuz ging leer aus.

Österreich war spätestens seit dem Sieg von Matthias Mayer in Kitzbühel mit absoluten Medaillenhoffnungen in den ersten Herrenbewerb auf der Corviglia gegangen. Noch dazu, weil Alberto Ghidoni wie in Kitz einen schnellen Kurs gesetzt hatte. Mayer verpasste bei seiner Medaillen-Attacke aber ein Tor und Titelverteidiger Hannes Reichelt musste sich zwei Jahre nach seinem Titelgewinn von Vail/Beaver Creek mit Platz zehn begnügen.

"Schade. Ich habe mich ganz gut gefühlt", sagte Mayer. "Aber so ist das eben im Super-G. Es ist oben ein blindes Tor, man muss riskieren, wenn man schnell sein will. Ich bin sicherlich zu gerade reingefahren und dann ist vorbei", erklärte der Abfahrts-Olympiasieger aus Kärnten.

"Ich fühle mich gleich wieder jünger"

Reichelt hatte seine Fahrt rasch analysiert. "Ich habe über die vielen Wellen zu viele Fehler gemacht", gestand der nun von Guay auch als ältester Weltmeister "entthronte" Salzburger ein. "Das ist beruhigend, jetzt fühle ich mich gleich wieder viel jünger", scherzte der 36-Jährige aus Radstadt. "Eric hat gezeigt, dass man hier mit Köpfchen fahren muss", lobte Reichelt den 35-jährigen Sieger, der wie er selbst schon 2003 in St. Moritz dabei gewesen war.

Kriechmayr konnte zufrieden sein, aber auch nicht. "Es war ja an sich bis auf eine Passage eine sehr gute Fahrt, sicher meine beste heuer", sagte er. Vielleicht bin ich auf dem weichen Schnee aber ein bissl zu grob gefahren", lautet die Antwort auf die Suche nach den vier Zehntel. "Heuer habe ich es meist mit höheren Nummern vergeigt und habe deshalb gehofft, dass mir die Eins besser liegt."

Auch für Max Franz (13.) lief es nicht optimal, Marcel Hirscher wurde 21. "Ich habe gestern schon den gleichen Blödsinn gemacht", ärgerte sich Franz über eine haarige Situation. "Zum Glück ist alles gut gegangen, im letzten Teil hatte ich aber weiche Knie", gestand er.

Auch Hirscher hatte ein Mal einen ordentlichen Luftstand, nahm es aber insgesamt gelassen. "Das war ein sehr gutes Training für das morgige Abfahrts-Training", scherzte der Salzburger. "Das war sicher nicht das, was wir uns in Österreich erwartet haben. Für mich war heute nichts zu holen."

Schaffer als Erfolgsgeheimnis

Auf dem Podest landeten mit Guay, Jansrud und Osborne-Paradis letztlich drei Freunde und zwei Schützlinge der vom Österreicher Burkhard Schaffer gecoachten Kanadier. Der Sieg von Routinier Guay war vor allem nach seinem spektakulären Sturz in Garmisch doppelt bemerkenswert.

"Es ist unglaublich. Die ganze Sache mit Garmisch ist mir wieder in den Sinn gekommen. Aber ich wollte das alles vergessen", sagte der Sieger. "Es ist etwas Besonderes, mit Kjetil und Manny auf dem Podest zu stehen", erklärte Guay, der nach 2011 (Abfahrt) und einer langen Verletzungsphase sein zweites WM-Gold holte. Vor dem Start hatten die beiden Kanadier noch telefoniert.

"Ich bin so glücklich, wie man nur sein kann", sagte Guay. "Natürlich ist es ein Vorteil, wenn du den Berg hier gut kennst. Ich habe mich an die Strecke und den Schnee erinnert."

Osborne-Paradis raste an seinem 33. Geburtstag mit Startnummer 26 noch auf Platz drei und damit mitten ins Paradies. "Nach meinem Fehler dachte ich, das wird nichts mehr. Aber im Super-G ist immer alles möglich", freute sich der Routinier. Bronze ist das drittgrößte Geschenk."

Der schwer verkühlte Topfavorit Jansrud war letztlich mit Platz zwei zufrieden. "Bei einer WM ist es immer schwierig, eine Medaille zu holen. Erik als Sieger kann ich leicht akzeptieren", sagte Jansrud. Er hat uns heute gezeigt, wie man hier fahren muss. Dass ich krank bin, darf keine Entschuldigung sein."