Einen Tag nach dem Überraschungs-Gold für Nicole Schmidhofer hat das Verletzungspech die ÖSV-Damen auch bei der WM in St. Moritz wieder eingeholt. Mirjam Puchner stürzte am Mittwoch im ersten Abfahrtstraining und erlitt dabei einen Schien- und Wadenbeinbruch rechts sowie eine Gehirnerschütterung. Die Salzburgerin hatte vergangenen März beim WM-Test auf dieser Piste die Weltcup-Abfahrt gewonnen.
Das Training musste nach dem Unfall Puchners für gut 40 Minuten unterbrochen werden. Nach einem offensichtlichen Versuch, die 24-jährige Österreicherin per Akja zu bergen, stieg am Ende doch der Rettungshubschrauber auf. Die Salzburgerin aus St. Johann wurde direkt in die Kinik GUT eingeliefert und noch am Mittwoch operiert.
"Das Warten ist nicht angenehm. Ich habe versucht, das nicht an mich rankommen zu lassen. Ich weiß ja, dass unser Sport gefährlich ist", sagte Anna Veith, die mit 2,57 Sekunden Rückstand auf Bestzeithalterin Ilka Stuhec und unmittelbar vor Michaela Kirchgasser, die den Puchner-Sturz vom Lift aus sah, den 16. Platz belegte. Beste Österreicherin beim ersten Abfahrtstest der Piste "Engiadina" war Stephanie Venier als Fünfte (+1,43).
Veith wusste zuerst nicht, wen es betraf
Veith ist selbst erst von einer schweren Verletzung zurückgekehrt. "Ich habe zunächst nicht gewusst, wer gestürzt ist. Es ist immer besonders schlimm, wenn es eine Teamkollegin trifft", sagte die Salzburgerin. Schon als Veith mit Nummer 24 fuhr, lief wegen der langen Unterbrechung im Zielraum Salastrains längst der Vorlauf für den folgenden Herren-Super-G.
Gleich mit Nummer eins an den Start gegangen war Nicole Schmidhofer. 20 Stunden nach ihrer Siegesfahrt im Super-G wurde die Steirerin um 9.32 in der Früh von 50 statt wie am Vortag 5.000 Menschen begrüßt. "Im Nachhinein eh besser so", erklärte sie ihre 4,57 Sekunden Rückstand und Platz 37. "Hätten das mehr Menschen gesehen, hätten sie wohl gefragt, ob das die Gleiche von gestern ist", witzelte Schmidhofer.
Sie habe schlecht und nur kurz geschlafen, erläuterte die Steirerin ihren Rückstand. "Ich war zwar schon um halb eins daheim, habe aber nur drei Stunden geschlafen. Mein Kopf war so voll. Heute war ich körperlich und mental nicht bereit für eine Abfahrt, also habe ich beschlossen, lieber zu verbremsen als dass vielleicht noch etwas passiert", sagte sie.
Wenig später stürzte dann Puchner, Schwester des ÖSV-Abfahrers Joachim Puchner, schwer. Die 24-Jährige ist der nächste Saisonausfall bei den ÖSV-Damen, die diesen Winter schon Top-Fahrerinnen wie Eva-Maria Brem, Carmen Thalmann und Cornelia Hütter verletzungsbedingt verloren haben.
Schmidhofer wollte am Mittwochnachmittag die Batterien wieder aufladen und am Donnerstag erstmals richtig trainieren. Danach wird es voraussichtlich das Damen-Abfahrtsteam geben. Nur Schmidhofer und die Zauchensee-Siegerin Scheyer sollten ihre Plätze fix haben. Nach dem Ausfall von Puchner kommen vor allem noch Venier, Veith, Ramona Siebenhofer und Tamara Tippler für die beiden restlichen Abfahrtsplätze infrage.
WM-Piste ist "cool"
Scheyer wurde am Mittwoch Siebente und bezeichnete ihr allererstes Abfahrtstraining auf der WM-Piste als "cool". Für die Vorarlbergerin sind die vielen Wellen die Schlüsselstellen. "Da darf man nicht zu viel ausholen und muss Tempo machen."
"Das war heute noch etwas die Sommerlinie, ich bin extrem weit herum gefahren", machte Venier klar, dass es bei ihr auch deutlich schneller geht. Hinsichtlich Abfahrts-Aufstellung gab sich die Tirolerin gelassen. "Die Trainer werden fair entscheiden. Wenn ich schnell bin, werde ich fahren."
Auch Ramona Siebenhofer sprach von einer "coolen" Fahrt. "Die Piste hat sich echt gut entwickelt gegenüber der Absage am Montag", berichtete die Steirerin. "Aber für mich war das heute eine reine Besichtigungsfahrt. Ich habe seit meinem Cortina-Sturz nichts trainiert und war zudem zuletzt auch krank und musste Antibiotika nehmen", verdeutlichte Siebenhofer, warum sie nun endgültig fix auf einen Start in der Kombination am Freitag verzichtet.
Am Donnerstag stehen weitere Abfahrtstrainings für Damen und Herren auf dem Programm. Die Männer hatten am Dienstag erstmals auf ihrer WM-Piste Corviglia trainiert, Bestzeit hatte der Schweizer Favorit Beat Feuz geholt.
Am Tag danach lieferte Stuhec bei den Damen eine starke Reaktion. Auch die Slowenin hatte im Super-G zu den geschlagenen Favoritinnen gehört.