Fünf Bewerbe, fünf Medaillenchancen. Marcel Hirscher will bei den alpinen Ski-Weltmeisterschaften in St. Moritz nichts auslassen, sogar den Job des Fahnenträgers für Österreich bei der Eröffnungsfeier am Montagabend nahm er an. "Wenn es blöd läuft, ist es meine letzte Weltmeisterschaft. Im Sinne von, dass ich dann aufgehört habe", sagte der Salzburger bei seinem ersten Medientermin.

Der 27-Jährige wird den Super-G, als Titelverteidiger die Alpine Kombination und den Teambewerb, sowie Riesentorlauf und Slalom bestreiten. "Ich habe vor der WM gesagt, jede Startnummer, die ich bekomme, ziehe ich gerne an. Ich freue mich drauf, ich versuche mein Bestes. Ihr kennt mich alle lange genug, ich werde nicht im Zimmer liegen und mir denken, 'Trallala, ist das da schön in St Moritz'. Ich bin da, um Medaillen zu gewinnen. Die Frage ist, wie es immer möglich ist."

Wenn aber schon so publiziert werde, dass fünf Medaillen schon gut wären, dann würde der Nicht-Ski-Experte davon ausgehen, dass es möglich ist. "Möglich ist es auch, aber eigentlich ist es unmöglich. Eine Sensation wäre so was. Das haben nicht umsonst wie viele geschafft?", fragte Hirscher.

Es waren mit dem Norweger Lasse Kjus 1999 in Vail (in den fünf Einzeldisziplinen) und dem Tiroler Benjamin Raich 2005 in Bormio (außer in Abfahrt, dafür im Teambewerb) bei den Herren genau zwei, die dieses Kunststück vollbracht haben. "Ich bin zufrieden, wenn ich mit einer Medaille heimgehe", sagte also Hirscher.

Erwartungshaltung weggehalten

Es sei ihm gelungen, die Erwartungshaltung so lange wie möglich von sich wegzuhalten wie nie zuvor. "Eigentlich arg. Ich bin so hergefahren und habe mir gedacht, 'voll wild'. Das WM-Feeling war noch nicht so da, wo man vor der WM schon so fertig ist wie in Schladming 2013. Wo ich mir gedacht habe, ich habe den ganzen Winter auf den Tag X hingeschwitzt." Aber das Gefühl komme, die Medientermine würden das mitbeeinflussen.

Verantwortlich für seine entspannte Herangehensweise ist sein verändertes "Mindsetting", wie er es nennt. "Die Erfahrung kommt dazu. Wie bei allem, beim ersten Mal ist es super aufregend. Irgendwann dann einmal gewöhnt man sich an viele Sachen. Und das ist hier natürlich auch so. Ich kenne das Ganze mittlerweile. Was nicht positiv oder negativ ist. Ich kenne es einfach. Auf der einen Seite nimmt es etwas die Spannung, auf der anderen aber auch den Druck. Das ist es, warum ich momentan relaxter hier hocke als bei meiner ersten Weltmeisterschaft."

Selbst lachen musste Hirscher, als er erwähnte, dass er gespannt sei, wie er mit dem Schnee zurechtkommen werde. Der sei ganz anders als bei der Schladming-WM beispielsweise. Aber doch ähnlich wie in Vail, wo es doch auch lief, kam es von einem Journalisten. "Stimmt. Ich versuche jeden Zentimeter zu finden, um die Erwartungshaltung zu reduzieren. Jeden Strohhalm."