Der Schweizer Beat Feuz als Tagessieger und der Südtiroler Peter Fill als Gewinner der Disziplinwertung kugelten nach der letzten Saisonabfahrt am Mittwoch in St. Moritz im Zielraum vor Freude im Schnee. Die Österreicher schauten einmal mehr in diesem Winter nur aus der Ferne zu. Bester war Vincent Kriechmayr als Neunter, erstmals seit 2009/2010 gab es keinen Saisonsieg für die ÖSV-Abfahrer.
Bei leichtem Schneefall und unterschiedlichen Sichtverhältnissen wurde die Abfahrtswertung entschieden, fünf Athleten hatten noch die Chance darauf. Fill reichte ein zehnter Rang, er setzte sich 26 Punkte vor dem verletzten Norweger Aksel Lund Svindal, mit dem er vor dem Showdown ex aequo geführt hatte, und je 30 vor Titelverteidiger Kjetil Jansrud (NOR) und Dominik Paris (ITA) durch. Paris trat nach einem beim Trainingssturz am Vortag erlittenen Muskelfaserriss verletzt an.
Fill: "Der Fluch ist vorbei"
"Ich bin überglücklich, diese Kugel bedeutet mir sehr viel. Weil Druck da war, konnte ich nicht locker fahren, deshalb war es nicht leicht. Jetzt hat es für die Kugel gereicht, ist der Fluch vorbei", sagte Fill, der als erste Rennläufer aus dem italienischen Team in der Weltcupgeschichte eine Abfahrtskugel eroberte.
"Ein grandioser Abschluss, nachdem ich in Kitzbühel zwei Stunden vor dem Start noch im Hotel gestanden bin und überlegt habe, ob ich die Saison starten soll oder nicht. Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr bei der WM hier ein ähnliches Resultat zeigen kann", meine Feuz, der vor Steven Nyman (USA/+0,08), Erik Guay (CAN/0,54) und Jansrud (0,85) siegte und damit vor Heimpublikum die WM-Generalprobe für 2017 gewann.
Analysen und Veränderungen
Für Österreichs Abfahrer beginnt nun das große Aufarbeiten. "Wir sind auch überhaupt nicht zufrieden, keine Frage. Die Statistik ist eins, die ganzen Geschichten dahinter wieder was anderes. Wir werden das auf jeden Fall sehr gut analysieren und auch Veränderungen vornehmen. Wir werden die Ärmel aufkrempeln und angreifen", sagte ÖSV-Sportdirektor Hans Pum. Er hofft, dass alle Verletzten wieder fit zurückkommen. "Wir werden alles tun, um dorthin zurückkehren, wo Österreich hingehört." Veränderungen werde es im personellen und strukturellen Bereich geben.
Am Mittwoch kamen im 22er-Teilnehmerfeld die weiteren Österreicher durch Romed Baumann auf Rang 12, Hannes Reichelt auf 13, Otmar Striedinger auf 18 und Klaus Kröll auf 20. "Zwischendurch, als Romed und Hannes fuhren, war die Sicht ganz schlecht. Zum Schluss bei der Topgruppe hatten alle, glaube ich, die gleichen Bedingungen", meinte Kriechmayr, in dessen gute Fahrt sich ein Fehler eingeschlichen hatte. "Gewonnen hätte ich es auch ohne Fehler nicht. Aber es wäre ein bisschen mehr drinnen gewesen", sagte der Oberösterreicher, der am Donnerstag noch um die Super-G-Kugel kämpft.
Kriechmayer macht sich keinen Druck
"Ich muss angreifen, ich muss mein bestes Rennen zeigen. Ich hoffe, ich habe das drauf. Es ist das wichtigste Rennen für mich bisher, aber ich mache mir keinen Druck. Noch bin ich nicht nervös, aber ich schätze, morgen am Start werde ich es sein, das lässt sich nicht abstreiten", sagte Kriechmayr.
Es brauche einen Sieg und er habe noch nie gewonnen. "Das ist jetzt kein Zuckerschlecken, das wird mir auch keiner schenken. Das Einzige, das ich machen kann, ist voll riskieren, und das werde ich sicher machen." Der Norweger Aleksander Aamodt Kilde liegt 25 Punkte vor Svindal, 37 vor Kriechmayr und 40 vor Jansrud.
Reichelt sah "keine einzige Welle"
Reichelt sah laut eigenen Angaben "keine einzige Welle" außer ganz oben, danach sei es finster gewesen. "Das ist unser Sport. Es hat sehr variiert", sagte der Salzburger, der aus der Topgruppe fiel. "Mit drei Nullern bist gleich einmal hinten", kam das für ihn nicht überraschend. Reichelt kämpfte nach seinem bösen Sturz in Kitzbühel mit der Form, zuletzt war er zudem krank. "Das letzte Rennen hat irgendwie zur gesamten Saison gepasst. Es war kein Ausreißer nach vorne, ich war aber auch nicht Letzter", sagte der Tiroler Baumann.