Nach seinem Out im Weltcup-Kombi-Slalom in Kitzbühel am Freitag ist Marcel Hirscher im Spezialslalom am Sonntag (10.30/13.30 Uhr, live ORF eins) auf Wiedergutmachung aus. Als Favoriten sieht der Salzburger allerdings den norwegischen Überflieger Henrik Kristoffersen an. Die übrigen Asse im ÖSV-Team sprühen vor dem ersten Saison-Höhepunkt auf heimischem Boden nur so von Vorfreude und Optimismus.
Hirscher hatte den Slalom der Kitz-Kombination am Freitag nicht zuletzt unter dem Vorsatz in Angriff genommen, ihn als optimale Vorbereitung für das sonntägige Spektakel am Ganslernhang bestreiten zu können. Das klappte abgesehen von seinem Einfädler auch hervorragend, nach einem 23. Platz im Super-G und einigen Schwüngen in gewohnter Hirscher-Manier sah er im Ziel den Einser aufleuchten. Allerdings wurde ihm Tor 40 zum Verhängnis - sein Lapsus führte zur nachträglichen Disqualifikation.
140 Punkte hinter Kristoffersen
Hirscher verpasste damit die große Chance, im Gesamtweltcup wieder etwas näher an Aksel Lund Svindal zu rücken. Da aber auch der Norweger am Freitag nicht ins Ziel kam, hielt sich der Schaden für den Kugel-Titelverteidiger in Grenzen. 107 Punkte lag der 26-Jährige (vor der Abfahrt) hinter Svindal. Im Slalom-Weltcup sind es allerdings schon 140 Punkte, die ihn von Kristoffersen trennen, der vier der bisher fünf Rennen für sich entschieden hat.
"Da braucht man nicht viel herumreden. Der beste Slalomfahrer ist sicherlich der Henrik momentan", besteht für Hirscher kein Zweifel. "Er ist im Moment am Höhepunkt seiner Karriere, alle anderen stellen sich hinter ihm an. Er ist mit Sicherheit der Favorit für den Slalom hier."
Was den 21-Jährigen für Hirscher auszeichnet, ist trocken gesagt der perfekte Schwung. "Er fährt momentan einfach sauberer um die Tore herum als jeder andere." Dabei helfe ihm eine enorme Lockerheit sowie ein Grundvertrauen in die eigene Technik, was nicht selbstverständlich sei.
Große Herausforderung
Früher habe er in solchen Situationen gegen ähnlich hartnäckige Herausforderer wie Ted Ligety oder Felix Neureuther immer Antworten parat gehabt. Im Moment sei er jedoch auf der Suche. "Das ist die große Herausforderung, da wieder anschließen zu können."
Vor Wengen hatte er gedacht, die Lücke zu dem Norweger geschlossen zu haben. "Aber sie ist weit offen." Das einzige, was er dagegen tun könne, sei intensives Training. "Ich muss versuchen, besser zu werden", bekannte Hirscher. Allerdings ist der Ist-Zustand für ihn auch schlicht der normale Wandel der Zeit. "Der Ted Ligety hat es auch nie für möglich gehalten, dass er seine Dominanz einmal verliert." Immerhin stimmte ihn sein Speed im Kombi-Slalom zuversichtlich.
Eine besonders triumphale Rückkehr auf die Siegerstraße wäre es freilich, wenn Hirscher ausgerechnet in Kitzbühel zurückschlägt. Das Rennen übt auf jeden ÖSV-Slalomläufer einen speziellen Reiz aus. "Es ist definitiv ein Highlight für einen Österreicher, hier am Start zu stehen", brachte es Team-Oldie Reinfried Herbst (37), 2006 Kitzbühel-Zweiter, auf den Punkt. "Dementsprechend habe ich auch die Trainings in den letzten Tagen schon ganz anders erlebt."
"Was gibt es Schöneres, als Kitzbühel?"
Das Drumherum in Kitzbühel mitsamt dem weitaus heftigeren medialen Getöse sei mit nichts zu vergleichen, meinte der im benachbarten Fieberbrunn aufgewachsene Manuel Feller. "So etwas habe ich auch noch nicht erlebt. Aber man freut sich natürlich, wenn man ein bisschen Aufmerksamkeit kriegt. Was gibt es Schöneres als das Kitzbühel-Wochenende?" Dem heimischen Publikum wolle er jedenfalls eine Top-Leistung bieten. "Ein Top-10-Platz ist das große Ziel."
"Es ist ein schwieriger Hang. Es ist steil, es gibt viele Übergänge und es hängt ein bisschen", charakterisierte Marco Schwarz, der zuletzt in Wengen nach dem Ausfall von Hirscher als 14. bester ÖSV-Vertreter war, den berühmten Ganslern. "Einen besonderen Druck gibt es hier aber nicht. Ich habe nichts zu verlieren", betonte der Kärntner, der zum zweiten Mal auf der selektiven Strecke im Weltcup-Renneinsatz sein wird. Im Vorjahr hatte er als 50. die Qualifikation für den zweiten Durchgang verpasst. Heuer wäre er mit einem Platz unter den besten 15 "wieder sehr zufrieden".
Eher gemischte Gefühle hat Marc Digruber. "Ich bin hier zweimal gestartet, zweimal nicht ins Ziel gekommen. Aber es war trotzdem immer ein cooles Rennen", berichtete der Niederösterreicher. "Ich bin auch immer mit hohen Startnummern gefahren, da habe ich mir relativ schwer getan. Heuer bin ich in einer Situation, wo ich auch weiter vor fahren kann."