Sölden darf ein neues Siegergesicht feiern: Federica Brignone feierte den ersten Weltcupsieg ihrer Karriere - im 99. Rennen ihrer Karriere. Und wie! Schon in Lauf eins hatte die Italienerin das Feld distanziert, nach Lauf zwei lag sie 0,85 Sekunden vor Mikaela Shiffrin, Tina Weirather fuhr auf Rang drei.
Die Österreicherinnen? Hatten fast wie befürchtet mit dem Fehlen von Anna Fenninger zu kämpfen und mussten das Ende einer tollen Serie hinnehmen: Erstmals nach fünf Jahren landete keine ÖSV-Läuferin auf dem Podest. Drei Damen kamen in den zweiten Lauf, mit der Entscheidung hatten sie aber wenig zu tun. Eva-Maria Brem zeigte zwar ihre technische Klasse, riskierte aber wohl zu wenig. Mehr als Platz acht war da nicht drinnen.
Michaela Kirchgasser als 19. ("Es waren gute Sachen dabei, aber mir fehlen noch ein paar Trainingstage") und Ramona Siebenhofer als 23. ("Ich habe im zweiten Lauf an der blödesten Stelle einen Fehler gemacht, sonst war es wirklich gut") schrieben an. Der Rest? Griff zwar auf der eisigen Piste vor 14.000 Zuschauern bei fast typischem, kitschig schönem Sölden-Wetter an, scheiterte aber entweder an der Qualifikation (Kappaurer, Brunner) oder - wie Conny Hütter, die einen spektakulären Sturz über fast den ganzen Steilhang lieferte - am Hang (siehe Text zum 1. Lauf).
Mama ist sicher ausgeflippt
Ganz oben - um eine Plattitüde zu verwenden - strahlte Brignone aber mit der Sonne um die Wette. Endlich hat sie ihren ersten Sieg, nach sieben Podestplätzen bisher. Und nach einer langwierigen Knöchelverletzung, die sie nun endgültig überstanden hat. Mit 25 ist sie endgültig in die Fußstapfen ihrer Mutter Rosa Maria Quario getreten, die in den 70ern vier Siege im Slalom gefeiert hat.
"Mama ist sicher ausgeflippt", lachte Brignone im Ziel und bekannte dann: "Ich warte schon so lange auf diesen Sieg. Manche meinten schon, es liegt ein Fluch auf mir, aber ich wusste, dass ich einfach nicht den Level habe. Jetzt, nach der Verletzung bin ich endlich da. Im Ziel habe ich nur grün gesehen, das war genau das, was ich gebraucht habe."
Nervosität besiegt
Auch die Nervosität vor dem zweiten Lauf hatte sie im Griff. "Weil ich wusste, dass ich so einen guten ersten Lauf hatte. Und ich habe mir gesagt. Fahr' einfach Ski, der Rest kommt." Er kam. Da zog auch Shiffrin, im Vorjahr ex-aequo-Siegerin mit Anna Fenninger, den Hut: "Federica hat heute einen rausgehaut, she killed it", meinte die US-Amerikanerin und ergänzte: "Platz zwei ist gut für mich, ich mag diese Piste."
Eine kleine Überraschung war Tina Weirather, die zweite Tochter "berühmter" Ski-Eltern auf dem Podest. "Ich sehe mich ja noch immer mehr als Abfahrerin. Klar habe ich gehofft und geglaubt, dass ich es kann. Aber wenn es dann geht, ist es noch immer eine Überraschung."
Brem: "Weiß, woran ich arbeiten muss"
Zurück zu den Österreicherinnen. Das Fehlen von Anna Fenninger war doch eine zu große Hypothek. Auch wenn Brem in Abschnitten zeigte, was sie drauf hatte. "Ein paar Sachen waren gut, aber ich habe auch gesehen, woran ich dringend bis zum nächsten Rennen arbeiten muss. In den schnellen Passagen fehlte mir noch das Timing und die Sicherheit!"
Ihr Fazit: "Ich wollte einen Super-Auftakt schaffen. Für mich, nicht wegen Anna. Das ist nicht ganz gelungen. Aber ich kann dem Ganzen auch was Positives abgewinnen und die richtigen Schritte einleiten."