Man brauche sich keinen Illusionen hingeben, bestätigte Puelacher. In Slalom und Riesenslalom hängt das ÖSV-Abschneiden nach den Rücktritten von Benjamin Raich und Mario Matt allein von Marcel Hirscher ab. Kommt der vierfache Gesamt-Weltcupsieger einmal nicht ins Ziel, gibt es im Moment niemanden, der ohne Zutun von glücklichen Umständen einen Spitzenplatz herausfahren könnte.

Am nächsten dran seien im Riesentorlauf Philipp Schörghofer und Christoph Nösig. "Sie haben sich in ihren Trainingsleistungen sehr stabilisiert, fahren konstant gute Zeiten. Von ihnen erwarte ich mir schon eine Leistungssteigerung gegenüber dem letzten Jahr", sagte Puelacher vor dem Weltcup-Start mit dem Riesentorlauf in Sölden am Sonntag (9.30 Uhr, live ORF eins).

Matthias Mayer habe vor seiner in der vergangenen Woche erlittenen Schuhrandprellung ebenfalls einen Sprung nach vorne gemacht. Angesichts von Berichten, wonach der Kärntner im Training alles und jeden in Grund und Boden gefahren hätte, relativierte der ÖSV-Chefcoach aber. "Die Zeiten wechseln ständig im Training. Für ihn wäre es schon super, wenn er sich für den zweiten Lauf qualifiziert."

Auch Max Franz trainierte zuletzt eifrig Riesentorlauf und möchte die Disziplin in sein Weltcup-Portfolio aufnehmen. "Sein Ziel muss es jetzt sein, die 500 Punkte in der Weltrangliste zu erreichen. Dann hat er die Möglichkeit, nach den 30 zu starten. Momentan macht es noch keinen Sinn, ihn einzusetzen", meinte Puelacher über den Kärntner, der in der World Cup Start List (WCSL) aktuell bei 457 Zählern hält.

Die noch größere Baustelle im Herren-Bereich ist allerdings der Slalom. "Da fährt Marcel ein bisschen für sich alleine", sagte Puelacher. "Das haben wir aber letztes Jahr auch schon gewusst." Man sei eben mitten in einem Umbruch - der Generationenwechsel steht an. Ein großes Fragezeichen sei Reinfried Herbst, der mit 37 noch ein Jahr dranhängen will. "Bei ihm müssen wir schauen, inwieweit es mit dem Knie wieder geht nach seiner Verletzung."

Von einer Nachwuchskrise will der Tiroler aber nichts wissen. Die Talente seien da, versicherte Puelacher und sprach etwa den 20-jährigen Kärntner Marco Schwarz an. "Er hat in den letzten eineinhalb Jahren wirklich einen großen Schritt gemacht. Man muss ihm noch Zeit geben, aber wenn er seine Trainingsleistungen umsetzt, schaut das schon ganz gut aus."

Grundsätzlich sei es im Slalom aufgrund der enorm hohen Dichte einfach schwierig. "Du kannst dich nur mit Top-Platzierungen vorarbeiten in der Rangliste. Ohne gute Nummer ist es aber schwer, eine Top-Platzierung zu erreichen", analysierte Puelacher, der aber zuversichtlich ist. "Ich bin überzeugt, dass wir am Ende der Saison gut dastehen werden."

Viel Freude werden die heimischen Ski-Fans dafür von Anfang an mit der Speed-Truppe haben, versprach Puelacher. "Das ist eine kompakte, gute Mannschaft, wo zehn Athleten auf einem Topniveau fahren. Da müsste ich mich schon schwer täuschen. Und im Gegensatz zum technischen Bereich haben wir die angenehme Situation, dass sich die Athleten selber pushen."

Die Bedingungen in der Vorbereitung seien im Vergleich zur vergangenen Saison, als wetterbedingt ein Großteil des Übersee-Trainings ausgefallen war, sehr gut gewesen. "Das ist einmal eine gute Voraussetzung." Diesbezügliche Ausreden gibt es laut Puelacher für Mayer, Franz, Hannes Reichelt und Co. heuer also nicht.