Die Technik-Mannschaften trainieren diese Woche im Mölltal, für die Riesentorläufer unter ihnen geht es schon übernächste Woche in Sölden los. Großes Ziel des ÖSV ist es, auch 2015/16 wieder die großen Kristallkugeln bei Damen und Herren zu holen.
Denn erstmals seit vier Jahren geht man in einen Winter ohne Großereignis, damit ist der Kampf um die Kugeln das bestimmende Thema. Während Marcel Hirscher um den bereits fünften Gesamtsieg in Folge kämpft, will Anna Fenninger ihren dritten in Serie. Ganz reibungslos ist die Vorbereitung aber weder für Hirscher noch für Fenninger gelaufen.
Der Salzburger etwa sieht speziell im Riesentorlauf noch Rückstand. In den Trainings waren zuletzt auch andere wie der von Hirscher hochgelobte Abfahrts-Olympiasieger Matthias Mayer schneller als der Technik-Spezialist aus Annaberg.
Doch Mayer reagierte gelassen. "Der Marcel hat im Riesen sicher noch einiges im Kastl, während bei mir nicht mehr viel mehr drin ist. Außerdem sind bei mir Training und Rennen immer zwei Paar Schuhe", relativierte der Kärntner. Was er nicht abstritt: "Ich habe jetzt sicher auch im Riesen wieder einen Schritt gemacht. Mein Ziel ist aber, eine Speed-Kugel zu gewinnen."
Dass Hirscher nicht zuletzt auch wegen seiner Erkrankung Rückstand hat, bestätigte auch sein Trainer Michael Pircher. "Es stimmt. Wir plagen uns wie im Vorjahr." Nervös werde man aber deshalb nicht. "Auch im Vorjahr haben wir im letzten Moment noch das richtige Setup gefunden." Dringendster Wunsch wäre deshalb, nächste Woche den Sölden-Rennhang zur Verfügung zu haben. "Es wäre schade, wenn wir den Heimvorteil nicht nützen könnten", sagte Pircher.
Tunlichst in Sölden soll nächste Woche auch Fenninger wieder auf die Rennski zurückkehren. Die Salzburgerin muss wegen ihrer anhaltenden Knieprobleme derzeit pausieren. "Anna muss ihre Belastungen sehr dosieren. Ich bin aber optimistisch, dass es klappt", hofft Damenchef Jürgen Kriechbaum auf ein Antreten Fenningers beim Weltcup-Gletscher-Auftakt am 24. Oktober.
Wie sich der monatelange Streit mit dem ÖSV ausgewirkt hat, kann auch Kriechbaum schwer einschätzen. "Nachwehen sind durchaus möglich. Gut ist aber, dass Anna reinen Tisch gemacht hat. Mein Respekt."
Kriechbaum musste nach den Rücktritten von Marlies Schild, Nicole Hosp und Kathrin Zettel vor allem im Technikbereich einen gewaltigen Aderlass hinnehmen. Von den verbliebenen Arrivierten laboriert Fenninger an Knieproblemen, die 34-jährige Elisabeth Görgl fährt nur noch Speed und Michaela Kirchgasser (30) ging trainingstechnisch vor dem kommenden Winter völlig neue Wege.
"Klopfen extrem viele Junge an"
Eva-Maria Brem ("So eine kleine Kugel wäre natürlich cool") ist im Riesenslalom eine Bank, doch grundsätzlich kommen im Damenteam nun endgültig vermehrt die Jungen zum Zug. Diesen Weg hat man aber schon vor zwei Jahren begonnen einzuschlagen. "Und zwar egal, ob wer aufhört oder nicht", sagte Kriechbaum. Seitdem trainiert die Europacup-Mannschaft gemeinsam mit dem Weltcup-Team, wann immer es nur geht.
"Wir haben Berührungsflächen geschaffen, um den Respekt vor der höchsten Liga abzubauen", erklärte Kriechbaum. So hofft man, dass sich im Speed neben Cornelia Hütter auch andere etablieren. Im Technikbereich klopfen extrem viele Junge an, etwa die 22-jährige Europacup-Gesamtsiegerin Ricarda Haaser, die in allen Disziplinen starten darf.
Keine Ausreden
Insgesamt haben sich die alpinen ÖSV-Mannschaften bisher beinahe optimal vorbereiten können. Auch der Speed-Block in Südamerika war ein Erfolg, viele "Ausreden" wird es also im kommenden Winter ohne Medaillen-Events, aber mit vermehrten Kombinationen nicht geben.
Auch Herren-Chef Andreas Puelacher zeigte sich im Mölltal deshalb zufrieden. "Die Bedingungen und die Trainings bisher waren sehr gut. Das Wichtigste ist aber, dass wir keine Verletzten hatten." Dass Hirscher noch Rückstand hat, bestätigte auch Puelacher. "Wirklich entscheidend sind jetzt die drei Wochen bis Sölden. Dort wird Marcel sicher wieder einer der Favoriten sein."