Willkommen in Garmisch. Sie starten mit 52 Jahren bei ihrer 14. Weltmeisterschaft. Einfache Frage: Warum tun Sie sich das an?
HUBERTUS VON HOHENLOHE: Weil ich Spaß daran habe und natürlich auch aus Tradition. Und es tut mir gut: Ich habe ein Ziel, ich trainiere. Vielleicht sehe ich ja auch deswegen mit über 50 noch so jung aus (lacht). Mir geht es aber auch darum, für kleinere Nationen zu kämpfen, die die FIS so gerne verhindern will.
Sind Exoten denn notwendig?
VON HOHENLOHE: Das hat man doch bei Olympia gesehen. Das Publikum will die Besten sehen, aber auch die Letzten. Die interessiert der dritte Starter aus Bulgarien nicht, als Beispiel. Exoten will man aber. Es kann nicht sein, dass man die immer mehr hinausdrängt. Es geht doch auch um den Sport und dessen Verbreitung.
Sie haben in Schladming 1982 begonnen. Wäre da ein Ende in Schladming 2013 nicht logisch?
VON HOHENLOHE: Ehrlich, das kann ich noch nicht sagen. Ich würde ja schon lange aufhören, wenn es einen Mexikaner gäbe, der besser ist. Aber es kommt keiner nach.
Und das stört Sie?
VON HOHENLOHE: Ja, sicher. Ich habe dem mexikanischen Olympischen Komitee versprochen, einen Nachfolger zu finden. Deswegen habe ich jetzt sogar in den USA und in Mexiko in den Zeitungen Anzeigen geschaltet.
Also so in etwa: "Mexiko sucht den Schi-Superstar"?
VON HOHENLOHE: Ja, genau. Aber bisher haben sich nur vier gemeldet. Ein Mädchen, das ganz o.k wäre, aber sie ist erst zwölf. Und drei Männer. Aber die meisten sind Träumer, haben völlig falsche Vorstellungen.
Inwiefern?
VON HOHENLOHE: Die Leute leiden unter Realitätsverlust, hier in Europa ja auch. Die glauben wirklich, dass die Exoten, die hinten nachkommen, nicht Schifahren können. Das Gegenteil ist der Fall. Glauben Sie mir: Auch die Letzten fahren besser als Normalsterbliche.
Wie sehen Sie den Schisport überhaupt?
VON HOHENLOHE: Wir verkaufen uns unter Wert, gemessen an der Action, die dieser Sport liefert. Und es fehlt die Show. Nehmen wir die Super-Bowl: Da ist die Vor-Party und die Halbzeit-Show besser als das Spiel. Im Schisport muss halt nach Nummer 30 auch Bon Jovi spielen. Die Leute dürfen sich nicht langweilen, während der Werbepause nicht frieren. Da muss mehr passieren.
Sie sind auch erfolgreicher Fotograf. Was ist besser: Schirennen oder Fotografieren?
VON HOHENLOHE: Schirennen fahren ist schöner, aber auch undankbarer und gefährlicher. Beim Fotografieren bist du immer dort, wo es warm ist, mit Leuten, die mit dir arbeiten wollen, es ist nicht so anstrengend. Eine Abfahrt ist geiler, aber eben viel undankbarer.
Zum Abschluss: Sie hatten immer sehr originelle Rennanzüge. Was ist es diesmal?
VON HOHENLOHE: Der beste, den ich je hatte! Ein Statement gegen die Globalisierung, für Tradition.
INTERVIEW: MICHAEL SCHUEN