Mannschaftsführersitzungen sind oftmals eher trockene Angelegenheiten mit Abfragen der anwesenden Nationen und Startnummern-Auslosung. In Kitzbühel im Rahmen der Hahnenkammrennen im alpinen Skiweltcup löste diese Woche eine Aufregung die andere ab. Am Freitagabend verkündete FIS-Renndirektor Günter Hujara, dass der kroatische Trainer Ante Kostelic, Vater von Ivica Kostelic, einen unfahrbaren ersten Slalomkurs für Sonntag gesetzt hatte. Der Aufforderung umzustecken sei er nicht nachgekommen, weshalb er für diese Aufgabe ausgetauscht wurde.
Der Ganslernhang gilt als sehr schwierig, die Setzung von Ante Kostelic sei teilweise zu schnell gewesen und von den Coaches (6:3 bei Abstimmung) als "unfahrbar" bezeichnet worden. Ante Kostelic habe die anfänglichen Einwände und späteren Aufforderungen der Jury aber ignoriert, erläuterte Hujara.
Kroaten fordern Respekt
Der kroatische Alpinchef Vedran Pavlek meldete sich zu Wort und kritisierte die Art, wie Hujara auf der Piste Ante Kostelic verbal begegnet sei. "Er verdient Respekt, das tolerieren wir nicht", sagte Pavlek. Hujara hingegen konnte wenig damit anfangen, dass sich jemand mit der Kurssetzung ein "Denkmal" setzen wollte. "Ante hat große Verdienste, aber hier lag er falsch", sagte Hujara. Neuer Kurssetzer ist der für den italienischen Verband als Slalomtrainer arbeitende Franzose Jacques Theolier.
Am Beginn der Woche waren die Top-Abfahrer bei der Jury, deren Vorsitzender Hujara ist, mit dem Wunsch um Absage des ersten Trainings abgeblitzt, weil sie die aufgeweichte Piste schonen wollten. In den vergangenen zwei Tagen lag der Südtiroler Skirennläufer Christof Innerhofer wegen einer aus seiner Sicht ungerechtfertigten Bestrafung nach einem von der FIS erkannten Regelverstoß im Training im Clinch mit Hujara und Co. Nach einer öffentlichen Entschuldigung am Freitagabend in der Mannschaftsführersitzung wendete Innerhofer ein FIS-Verfahren gegen sich ab.
Dabei hatte die Mannschaftsführersitzung am Samstag richtig nett begonnen: Hujara hatte vom Kitzbüheler Bürgermeister Klaus Winkler ein Bild geschenkt bekommen, weil er seit zwanzig Jahren bei den Hahnenkammrennen engagiert ist.