„Ich bin sicher, dass du mich bei meinen Entscheidungen leiten wirst.“ Diese emotionalen Worte sagte Lucrezia Lorenzi bei der Beerdigung ihrer Schwester vor wenigen Tagen. Matilde Lorenzi starb Ende Oktober nach einem Trainingssturz auf dem Schnalser Gletscher in Südtirol mit gerade einmal 19 Jahren. Das italienische Toptalent war mit voller Wucht mit dem Gesicht auf die pickelharte Piste aufgeschlagen und hatte ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Nach einer Erstversorgung durch das anwesende Trainerteam wurde Lorenzi mit dem Hubschrauber in das Krankenhaus in Bozen geflogen, wo sie am Tag darauf verstarb.

Ihr Freund Tomasoni erklärte gegenüber der „Gazzetta dello Sport“ damals: „Jeder Moment mit Matilde war außergewöhnlich.“ Als Matilde starb, war er bei ihr im Krankenhaus in Bozen: „Ich hielt ihre Hand, ich küsste sie bis zum letzten Moment ihres Lebens.“ Nun sprach auch Schwester Lucrezia mit dem italienischen Medium über den tragischen Tod der 19-jährigen Spitzenläuferin. „Wir werden zu zweit Ski fahren, Matilde und ich. Es wird immer so sein“, sagte sie demnach vor dem Slalom-Auftakt im finnischen Levi.

Emotionaler Levi-Slalom

Dort wartet ein äußerst emotionales Rennen auf die 26-Jährige, wie sie erklärte. Die Zeit nach dem Unfall sei schwer gewesen für sie, vor allem aber die Konzentration auf den Skisport. Deshalb habe sie auch als eine der ersten Personen ihre enge Freundin Marta Bassino kontaktiert, die unmittelbar ins Krankenhaus nach Bozen kam. In Finnland fahre Lucrezia nun nicht mehr nur für sich, sondern für beide. „Ich habe verstanden, dass ich nicht auf das Skifahren verzichten kann und jetzt sind da die Rennen, mit der Motivation, dass ich nicht mehr nur für mich, sondern für uns zwei fahre. Ich erlebe jeden Aspekt der Vorbereitung auf Levi als etwas Einzigartiges und Schönes.“

Im Namen ihrer Schwester hat sie das Projekt „Matildina4Safety“ ins Leben gerufen, das für mehr Sicherheit im Skisport sorgen soll. Deshalb begrüßt Lucrezia auch die Entscheidung der FIS, bei Speed-Rennen zukünftig Airbags für Athletinnen und Athleten vorzuschreiben. Dennoch hält die Italienerin fest. „Ich bin überzeugt, dass viel verbessert werden kann. Leider müssen oft erst Katastrophen eintreten, um die Sensibilität für das Thema zu erhöhen.“ Die kommende Saison sei jedenfalls nicht nur für sie, sondern für das gesamte italienische Ski-Team speziell. Gemeinsam fahre man auch für Matilde.