„Ich bin bei den Rennen in Südamerika gemeinsam mit Schülern von mir, die ich in der Skitourismusschule in Bad Hofgastein unterrichtet habe, am Start gestanden“, erinnert sich Richard Leitgeb. Der seit Mai 30-Jährige schaffte es nicht nur, mit dem Nachwuchs mitzuhalten, es gelang ihm mit einem Sieg und vier Top-Zehn-Plätzen in (teils prominent besetzten) South-American-Cup-Rennen, sich für den Weltcup zu qualifizieren. Dazu feierte er drei weitere Siege in FIS-Rennen. Am Wochenende wird es jetzt beim Slalom in Levi zum Comeback des Kärntners kommen – allerdings unter der Flagge Ungarns.

Denn Marcel Hirscher und Lucas „Pinheiro“ Braathen sind nicht die einzigen Rückkehrer im Skiweltcup, die in ihrer zweiten Karriere für eine andere Nation an den Start gehen. Auch Leitgeb folgt diesem Modell. Familiäre Verbindungen in die neue Heimat wie bei den anderen beiden fehlen beim Kärntner zwar, er pflegt aber seit seiner Zeit in der Skiakademie in Schladming freundschaftliche Kontakte zum ungarischen Skiverband. Die nutzte der Slalomspezialist für einen Nationenwechsel, nachdem er zwar 2016 für Österreich im Weltcup debütiert hatte, bei der Universiade 2017 Slalom-Gold gewann, regelmäßig bei FIS-Rennen aufs Podest fuhr und auch sechs Jahre hintereinander eine Weltcupstartberechtigung schaffte – aber dennoch aus dem ÖSV-Kader flog.

Nach dem erzwungenen Ende der (ersten) Skikarriere startete Leitgeb eine Ausbildung zum staatlichen Trainer, schloss sein Bachelorstudium in Sport und Geografie ab und unterrichtete als Ski -und Konditionstrainer in der Skitourismusschule in Bad Hofgastein. Ganz erlosch die Begeisterung für den Spitzensport bei dem auf einem Bauernhof in Straßburg (Bezirk St. Veit an der Glan) aufgewachsenen – „Unser Vater ging jede freie Minute mit uns Kindern Skifahren“ – Kärntner aber nicht: „Ich wollte weiter Skifahren.“

Ohne Hürden verlief der Weg zurück aber nicht. Drei Jahre musste er auf die FIS-Freigabe für den Nationenwechsel warten, fiel in der FIS-Rangliste auf Platz 1375 zurück, musste bei den Rennen in Argentinien vom Ende des Feldes starten und schaffte es dennoch in allen sechs Rennen aufs Podium, drei davon gewann er. „Ein Traum“, blickt Leitgeb zurück und erinnert sich an das Wiedersehen mit früheren Kollegen und Trainern und deren „überraschte Blicke“.

In den Wochen seither stand neben Trainingseinheiten vor allem die Organisation und Finanzierung der bevorstehenden Saison am Programm. Leitgeb startete eine Crowdfunding-Aktion (HIER können Sie mithelfen und mitfinanzieren!), bei der er bislang rund 16.600 Euro lukrieren konnte und zog mit furniRENT, einem Kärntner Anbieter für Finanzierungs- und Einrichtungslösungen in der Hotellerie, einen Helm- und Kopfsponsor an Land. Zudem kann er auf Salomon als Ausrüster und die Unterstützung des ungarischen Verbands setzen. Als „One-Man-Show“ bleibt er dennoch vielschichtig gefordert. „Ich richte meine Ski selbst her, plane die Reisen selbst, bin mein eigener Physio und bei Flügen, Hotels und Liftkarten für jede Unterstützung dankbar“, so Leitgeb.

Er sei jedenfalls bereit, alles zu geben. Auch für den Europacup hätte er aufgrund seiner jüngsten Leistungen und dem Vorarbeiten auf Platz 81 der FIS-Rangliste einen Fixstartplatz. „Leider finden diese Rennen aber zeitgleich mit dem Weltcup statt.“ Auf konkrete Platzierungen will er sich indes nicht festlegen. „Am Ende fährt jeder gegen die Zeit und es kommt auch auf die Bedingungen an, ob beispielsweise die Piste hält.“ Das große Saisonziel steht allerdings fest: Die Weltmeisterschaft in Saalbach. Bis dahin will er auch seine Ungarisch-Kenntnisse verbessert haben.