Etwas mehr als fünf Jahre nach seinem Rücktritt war es auf dem Rettenbachferner in Sölden soweit. Der achtfache Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher stand mit Startnummer 34 wieder in einem Starthaus eines Weltcup-Rennens. Als „Niederländer“ gab er sein Comeback im alpinen Ski-Weltcup – und zeigte eine solide Leistung. Der 35-Jährige hatte im Ziel 2,29 Sekunden Rückstand auf den führenden Alexander Steen Olsen und qualifizierte sich als 28. für den zweiten Durchgang. Mit einem souveränen Auftritt im Finale sicherte er sich gleich zum Auftakt wichtige Weltcup-Punkte. Hirscher machte fünf Plätze gut und kam auf Endrang 23 (+2,16 Sekunden).

Bereits vor seinem Comeback-Lauf sprach Hirscher im ORF-Interview über die Rückkehr in den alpinen Ski-Weltcup. Trotz acht Gesamtweltcupsiegen spürte der „Niederländer“ die Anspannung. „Ich habe nicht perfekt geschlafen und bin auch nervös. Ob ich eine Sekunde mehr oder weniger verliere, wird meinen Tag aber nicht beeinflussen“, sagte er über sein „Herzensprojekt“. Im Ziel war er dann überglücklich nach Durchgang eins: „Es war mega geil und hat gut funktioniert. Die zwei Sekunden sind etwa der Rückstand aus dem Training. Ich bin einfach richtig froh, dass ich das jetzt eine ganze Saison machen darf.“

Viele Erinnerungen

In den letzten Tagen habe er auch viel nachgedacht. „Ich habe mit 18 Jahren mein erstes Rennen bestritten, heute sind 18-Jährige dabei, die waren damals noch gar nicht auf der Welt. Da kommen schon viele Erinnerungen auf und ich denke darüber nach, was ich erreichen habe dürfen.“ Die Entscheidung über einen Start habe er aus dem Bauch heraus getroffen, Hirscher hätte „selber nicht geglaubt, dass ich heute wieder da stehe.“ Zur Zielsetzung sagte er vor dem Start: „Der zweite Durchgang wäre eine Sensation.“ Diese Sensation ist bereits gelungen, weshalb Hirscher bereits jetzt zufrieden ist. „Für mich geht es darum, wieder diese Erfahrungen zu sammeln. Beim Besichtigen oder dem Abschwingen unten im Ziel kommen einfach viele Erinnerungen von früher auf.“

Erinnerungen, die Hirscher nach seinem zweiten Durchgang „emotional“ werden ließen. „Es ist einfach sehr schön. Skifahren war immer mein Leben und ist es nach wie vor.“ Der ganze Tag hinterließe Eindruck. „Diese Stimmung wieder zu spüren, das ist ein Privileg und fast noch mehr wert als einer der 67 Weltcup-Siege in meiner Karriere.“ Hirscher sei sich bewusst gewesen, dass es „sehr viele kritische Stimmen“ geben würde. „Aber die braucht es eben auch.“ Weiter geht es für die Ski-Herren am 17. November mit einem Slalom in Levi (FIN), knapp eine Woche darauf folgt der Gurgl-Slalom unweit von Sölden. Ob Hirscher am Start sein wird? „Mein letzter Slalom war in Neuseeland, also schauen wir einmal, was möglich ist. Wenn ich mich in drei Wochen fit fühle, ist es dasselbe Spiel. Nur werde ich früher Bescheid geben, ob ich komme oder nicht.“