Es benötigt keine hellseherischen Fähigkeiten, um zu erahnen, auf wen beim Auftakt-Riesentorlauf der Männer in Sölden die Blicke gerichtet sein werden. Neben Top-Favorit und Gesamtweltcupsieger Marco Odermatt aus der Schweiz warten die Fans auch schon sehnsüchtig auf das Comeback des „Niederländers“ Marcel Hirscher. Der achtfache Gewinner der großen Kristallkugel kehrt auf dem Rettenbachferner zurück und die Ski-Welt rätselt, wie schnell er seine Comeback-Fahrt anlegt. Immerhin: Schon am Samstag wehten auf einigen Balkonen in Sölden holländische Fahnen mit Marcel Hirscher-Schriftzug.

Etwas im Schatten der lebenden Ski-Legende gehen die Österreicher auf Angriff beim Heimrennen. Manuel Feller gilt wohl als heißestes Eisen. Der Slalom-Weltcupsieger ist seit Wochen aber angeschlagen. „Es ist wie ein Auf und Ab mit meiner Verkühlung“, gesteht der 32-Jährige. Sein Ziel? „Mein bestes Sölden-Ergebnis ist ein zwölfter Platz, den will ich natürlich schon toppen. Es sollte schon in Richtung Top Ten gehen.“ 100 Prozent bereit fühlt sich Feller vor dem Auftakt noch nicht, dafür waren die Schneeverhältnisse in der Vorbereitung zu weich. „Ich hätte gerne noch zwei, drei Tage auf einer richtig guten Piste gehabt.“ Die Vorfreude sei dennoch groß: „Endlich geht es wieder um das Skifahren und nicht die ganzen anderen Themen.“

Flachstück bringt die Entscheidung

Ein Thema, das seinen Teamkollegen Stefan Brennsteiner beschäftigt, ist das Flachstück auf dem Rettenbachferner – nicht die Stärke des ÖSV-Athleten. „Das Flache ist schon ein bisschen meine Achillesferse, da habe ich immer viel verloren. Ich hoffe, das funktioniert heuer besser.“ Wie bei seinem Teamkollegen Feller besteht auch beim 33-jährigen Salzburger noch nicht die ganz große Liebe zum Hang in Sölden. „Richtig starke Ergebnisse sind mir hier noch nicht gelungen, deshalb möchte ich ein anspruchsvolles Rennen abliefern und zwei vernünftige Läufe zeigen.“

Im Steilen ist Brennsteiner ein wahrer Spezialist, weshalb das Flachstück wohl der entscheidende Faktor für ein starkes Ergebnis ist. Grundsätzlich weiß der Routinier auch, worauf es dabei ankommt. „Du darfst nicht ungeduldig werden und musst den Moment davor genau erwischen. Fehler werden im Flachen sofort bestraft.“ Die Entwicklung des Rennhangs auf dem Rettenbachferner kommt dem Salzburger dabei nicht entgegen. „Durch den Gletscherrückgang wurde es unten raus schon etwas flacher, während der Hang selbst etwas steiler wurde.“ Das macht sich auch im Vergleich zu vergangenen Zeiten bemerkbar. „Ich habe mir ein Video von Hermann Maier aus den 2000er-Jahren hier angeschaut. Der ist da noch mit 80 km/h ins Ziel geschossen, während wir mittlerweile fast anschieben.“