In Sölden fahren Jahr für Jahr die Weltcup-Trosse auf, wenn es auf dem Rettenbachferner erstmals um Punkte geht. Trainer, Physiotherapeuten, PR-Manager – die großen Verbände aus Österreich, Schweiz, Italien und Co lassen bei so manchem Auftaktevent die Muskeln spielen. Mitten im Trubel der ersten Weltcup-Tage findet sich auch eine Einzelkämpferin wieder, wenngleich das auch nicht voll zutreffend ist. „Grundsätzlich starten wir wie im Vorjahr in die Saison. Flo (Stengg, Anm.) ist mein Trainer und managt alles gemeinsam mit meinem Servicemann“, erzählt Franziska Gritsch, die in der abgelaufenen Saison die (teilweise) Trennung vom ÖSV vollzog.

Was war passiert? Nachdem die Beziehung mit ihrem Trainer öffentlich wurde, stellte der rot-weiß-rote Verband Gritsch vor eine Entscheidung. Entweder Stengg wechselt die Trainingsgruppe, oder die private Liebesbeziehung findet ein Ende. Die Tirolerin entschied sich schließlich für die Trennung, jedoch nicht von ihrem Partner, sondern vom Verband. „Immer dem Herzen nach bedeutet manchmal neue Wege zu gehen“, postete sie damals auf Social Media und erklärte so ihren mutigen Schritt. Gritsch ging fortan als Privatteam an den Start – aber für Österreich. Stengg wurde von seinen Aufgaben als Trainer beim ÖSV entbunden, Gritsch musste sich selbst vorbereiten, die Weltcup-Reisen übernahm aber der österreichische Verband.

„Die beste Lösung“

Seit der Entscheidung habe sich viel getan. Während der 34-jährige Coach im Dezember von „der besten Lösung“ sprach, steht das kleine Privatteam auch vor Herausforderungen. „Ich bin auf mich selbst gestellt. Wir planen und organisieren alles selbst, Flüge, Trainings und so weiter. Finanziell ist es nicht einfach, da wird es wahrscheinlich noch Gespräche mit dem ÖSV geben“, erklärt Gritsch, die darauf nicht näher eingehen wollte. Sportlich bringt die Eigenständigkeit aber auch Vorteile, wie sie verrät. „Die Vorbereitung ist super verlaufen und war sehr individuell. Wenn wir sehen, dass das Wetter perfekt ist, gehen wir raus und sind zwei Tage auf Schnee. Ist das Wetter schlechter, legen wir spontan einen Konditions-Block ein.“

Der Alleingang im Trio schweißt natürlich zusammen. Nach einer turbulenten Vorsaison hat sich mittlerweile alles eingespielt. „Das war aber nie ein großes Problem. Wenn man mit jemandem zusammenarbeitet, den man sehr gut kennt, braucht man nicht viel Zeit“, sagt sie angesprochen auf ihren Partner. „Ich bin wirklich dankbar. Das Leben, vor allem im Skizirkus, ist immer ein Auf und Ab. Zum Glück habe ich jetzt in meinem Umfeld Ruhe gefunden.“ Am Samstag im Riesentorlauf kann die Ötztalerin als Lokalmatadorin auch auf Unterstützung bauen, Freunde und Familie kommen auf den Rettenbachferner. Das Ziel zum Saisonauftakt? „Hoffentlich eine gute Platzierung, das war im vergangenen Jahr schon nicht schlecht, da will ich anschließen und einen weiteren Schritt nach vorne an die Weltspitze machen.“