Lucas Braathen will ganz auf den Gipfel: „Ich werde dieses Projekt nicht beenden, bevor die brasilianische Fahne nicht bei einer Siegerehrung weht, weil ich ganz oben am Podest stehe“, sagte der Neo-Brasilianer bei seiner Eröffnungsveranstaltung. Passenderweise am Gipfel. Dort, wo wenige Meter entfernt Sölden dem Geheimagenten James Bond ein eigenes Museum errichtet hat, stellte auch Braathen mit seinem gesamten Team noch einmal klar, warum er das tut, was er tut. Wieso er Abstand brauchte vor exakt einem Jahr, als er das legendäre: „I‘m out – ich bin weg“ unter Tränen in die Mikrofone gesprochen hatte.
„Es fühlt sich an wie zwei Leben“, meinte Braathen, Sohn eines „Norwegers aus den Wäldern und einer Brasilianerin aus den Betonfluchten von Sao Paulo“. Das neue soll begeistern, den Skisport und auch die Industrie verändern, das sagte er schon. Und er wies noch einmal darauf hin, dass das für ihn auch der einzige Weg sei, Skifahren als Sport populär zu halten oder gar noch bekannter zu machen. „Es wäre naiv zu glauben, dass es auch nur irgendeine Rolle spielt, ob wir um blaue und rote Tore fahren“, meinte er, „alles, worum es geht ist Unterhaltung. Es sind die Geschichten hinter den Erfolgen.“ Er habe sich zum Ziel gesetzt, die „Schönheit des wohl ästhetischsten Sports überhaupt in einer wundervollen Umgebung, in schönen Rennanzügen“, bekannter zu machen. Seine Mission: Brasilien zu erobern. Das will er schaffen, „weil ich nun wieder zu den Leuten gehöre, die ihren Sport weitertragen. Am Ende des Tages sind wir es, bin ich es – und ich bin ein Showman“, sagte er.
Es habe lange gedauert, bis er seine Rolle und sich akzeptierte. „Bis ich 18 war, habe ich alle belogen. Ich wollte, dass mich jeder mag, habe Interessen vorgetäuscht, die ich nicht hatte. Heute weiß ich, dass ich ich selbst sein darf.“ Seine Stärke, ha „Superkraft“, sei die Diversität, die sich aus seiner Herkunft ergebe. „Ich weiß nicht, ob es mir gelingt, alles zu ändern. Ob ich richtig liege im Glauben, dass Individualität und Unterschiede für den Skisport wichtig sind.“ Was er aber weiß: „Ich habe einst Idolen wie Dennis Rodman im Basketball, Steve Jobs in der Technik oder Ronaldinho im Fußball nachgeeifert. Jetzt will ich selber Inspiration sein für Kinder – ihnen zeigen, dass man seinen Traum leben kann.“ Mit im Team hat er auch Österreicher, wie den Steirer Mike Pircher als Ski-, oder den Oberösterreicher Kurt Kothgasser als Konditionstrainer. Sie sollen dabei helfen, Braathens Traum, das „Team Pinheiro“ erfolgreich werden zu lassen.
Mit zum Erfolg beitragen will auch Sölden und das Ötztal, die einer der Partner des Teams sind. Jack Falkner, einer der „alten Hasen“ im Geschäft, der einst schon Deals mit Bode Miller und den US-Damen um Julia Mancuso oder Lindsey Vonn einfädelte, fühlt sich in seiner Entscheidung, auch Braathen zu unterstützen, bestätigt: „Wenn ich im zuhöre bei seinen Pressekonferenzen, dann muss ich unweigerlich an David Beckham denken. Der Skisport mag da ein paar Jahre hinterher sein, aber Lucas ist ein Typ, der ebenso begeistern kann.“