Acht Weltcup-Siege, zwei kleine Kristallkugeln und mit 1716 Punkten ein souveräner Sieg im Gesamtweltcup – Lara Gut-Behrami drückte der vergangenen Saison wie keine andere ihren Stempel auf. Über Monate hinweg war die Schweizerin die konstanteste Athletin, nahezu bei jeder Weltcup-Station im absoluten Spitzenfeld. Das spürt die 33-Jährige noch immer, wie sie in Sölden verriet. „Es klingt komisch, aber ich bin trotz der ganzen Erfolge noch immer extrem müde. Die Intensität fordert eben viel von einem.“
So wirklich wollte auch noch keine Freude über den Weltcup-Start aufkommen und das, obwohl Gut-Behrami im Vorjahr den Auftakt gewann. Eine „schwierige Vorbereitung“ inklusive Verletzung am Knie sorgt jedoch für etwas Katerstimmung. „Ich würde gerne sagen, dass ich bereit bin, aber das kann ich nicht. Die letzten Monate waren herausfordernd, nicht nur aufgrund der Knieverletzung. Ich war krank und habe viel Muskelmasse verloren. Damit sinkt auch das Selbstvertrauen.“ Ehrliche Worte einer Frau, die den Weltcup seit Jahren prägt. Gut-Behrami wuchs über die Jahre hinweg nicht nur sportlich zu einer der größten Athletinnen aller Zeiten. Auch abseits der Skipiste hat ihr Wort Gewicht. Vor ziemlich genau einem Jahr sprach sie auf dem Rettenbachferner offen über die Menstruationsprobleme von Athletinnen im Spitzensport und nutzte die Aufmerksamkeit, um auf die Bedeutung dieses Themas hinzuweisen.
Gut-Behrami will genießen
Auch wenn sich die Schweizerin noch nicht bereit für das Rennen am Samstag fühlt, kann es ihr in der bisher herausfordernden Vorbereitung helfen. „Manchmal hilft das Rennfahren in so einer Situation. Wenn du dich aus dem Starthaus pushen musst und einfach nur auf deine Instinkte vertraust. Vielleicht brauche ich ein paar Rennen, um das Gefühl wiederzubekommen.“ Die Ausnahmeskifahrerin weiß aber auch ganz genau, dass der Knopf bei ihr schnell aufgehen kann, im Idealfall bereits auf dem Rettenbachferner. „Ich versuche es jedenfalls zu genießen.“
Genau dieses „Genießen“ spielt bei ihr in den vergangenen Jahren eine immer größere Rolle. Seit 2018 ist der Ski-Star mit Fußballer Valon Behrami verheiratet und merkt, wie sich die Prioritäten in ihrem Leben von Zeit zu Zeit verschieben. „Es wird von Jahr zu Jahr komplizierter“, gesteht die 45-fache Weltcup-Siegerin und meint damit nicht nur die gesundheitlichen Rückschläge. „Wenn du im Winter Erfolge haben willst, musst du dich in der Vorbereitung quälen. Und irgendwann wird das Rundherum wichtiger.“ So weit sei die Schweizerin noch nicht, die alpine Ski-WM 2025 in Saalbach könnte aber durchaus ihre letzte sein. Denn eines ist für Gut-Behrami klar: „Ich hoffe, dass ich aufhören kann, wenn ich noch in der Lage bin, um Siege zu kämpfen. Das wäre mein Wunsch.“