Es sind bewegte Zeiten für Johan Eliasch. Auch im dritten Jahr seiner Präsidentschaft ist es ihm nicht wirklich gelungen, den internationalen Skiverband zu einen. Vor allem der Streit um die von ihm forcierte – und grundsätzlich auch erstrebenswerte – Zentralvermarktung aller Werbe- und vor allem der TV-Rechte stockt weiter. Die nationalen Verbände wollen sich partout nicht mit der Vorgehensweise der FIS anfreunden, die kurzerhand erklärte, dass einzig der Weltverband Inhaber aller Rechte sei. Der deutsche Skiverband ging gegen diesen Beschluss des Vorjahres vor Gericht und bekam in erster Instanz Recht und erwirkte damit auch eine einstweilige Verfügung, die besagt, dass der Beschluss zur Zentralvermarktung nicht umgesetzt werden dürfe: Das Landgericht München I erklärte, dass er gegen europäisches Kartellrecht verstoße, eine „unzulässige bezweckte Wettbewerbsbeschränkung darstelle“, hieß es vom Gericht und stellte fest, dass die FIS „ihre marktbeherrschende Stellung zum Nachteil des Deutschen Skiverbands“ ausnutze.
Die Pressemitteilung des internationalen Verbandes war im Ton genauso rau und aggressiv, wie man auch sonst in der Sache vorgeht. „Wir nehmen die Entscheidung zur Kenntnis. FIS wird gegen diese Entscheidung, die völlig falsch ist, berufen“, hieß es. Und man beeilte sich festzustellen, dass die Entscheidung sich auch ausschließlich auf „den deutschen Skiverband“ beziehe, „es ist inakzeptabel und unprofessionell, dass das Gericht in einer ersten Aussendung irreführend war. Andere Verbände sind nicht betroffen und könnten das auch nicht sein, weil das Münchner Landesgericht keine exterritoriale Gewalt hat.“ Im Gegenteil: Die Zentralisierung aller Rechte bleibe von diesem Urteil unberührt.
Eliasch kandidiert für das höchste Amt im Sport
Notiz am Rande: Diese Mitteilung ist auf der FIS-Homepage, im Gegensatz zu vielen Jubelmeldungen, nicht auffindbar. Und: Im November wird sich das Wiener Handelsgericht mit einer ähnlichen Klage gegen die FIS beschäftigen, die von Ski Austria eingebracht wurde. Schlagzeilen dieser Art kann der Brite mit schwedischer Abstimmung derzeit aber gar nicht brauchen. Immerhin kandidiert er auch um den Posten als Präsident des Internationalem Olympischen Komitees, das im März den Nachfolger von Thomas Bach wählt. Eliasch ist da in den Ring gestiegen, muss sich gegen Sportgrößen wie Leichtathletik-Weltpräsident Sebastian Coe, Simbabwes Sportministerin Kirsty Coventry, Prinz Feisal Al Hussein aus Jordanien, Rad-Weltpräsident David Lappartient und Turn--Weltpräsident Morinari Watanabe durchsetzen. Um für sich zu werben, versandte der FIS-Präsident nun einen Brief an alle IOC-Mitglieder; sonst bleibt ihm einzig eine Präsentation bei der nächsten Online-Sitzung im Februar.
Darin beschreibt sich Eliasch als „erfahrenen Leader, Industriellen, Finanzier, Unternehmer, Sportfunktionär, Klimaaktivist und politischen Entscheidungsträger“, der sich zu einer Kandidatur entschlossen habe, weil „einige von euch mich dazu gedrängt haben“. Immerhin habe er alle Fähigkeiten, die es benötige um diese „großartige Organisation“ zu führen. Er wisse, welche exzellenten Fähigkeiten, Deals abzuschließen der neue Präsident haben müsse. „Er muss seiner Zeit voraus sein“, schreibt er in dem drei Seiten langen Brief.
Siehe oben: Schlagzeilen von verlorenen Prozessen kann Eliasch derzeit nicht brauchen.