Er schlendert barfuß, völlig entspannt und mit einem peppigen Kurzhaarschnitt durchs Badehaus in Pörtschach. „Von wegen Urlaub, das war ein Konditionskurs, mit allem drum und dran“, versichert ÖSV-Ass Manuel Feller in gewohnt lässiger Manier. Von Yoga über Massagen bis zur Kältekammer – die Technikgruppe konnte sich im Werzers Hotel Resort in jeglicher Hinsicht austoben. Insbesondere beim Yoga kamen die Athleten angeblich ordentlich ins Schwitzen.
Stichwort „Schwitzen“. Der Tiroler hat sich ganz romantisch unter Palmen auf seiner Lieblingsinsel Jamaika verlobt. Im Frühjahr 2025 soll die Hochzeit mit seiner „Herzdame“ Selina stattfinden. „Ich habe die Gunst der Stunde genützt und bin froh, dass sie mit ‚ja‘ geantwortet hat“, grinst der passionierte Angler, der die Karibikinsel nahezu in- und auswendig kennt. „Es war mein fünftes Mal dort. Mein Cousin und seine Freundin waren mit und da haben wir unseren Mädels die Insel gezeigt. Wir waren bei einem Zillertaler einquartiert, haben Karneval und Party gemacht, aber auch die Zeit am Strand genossen.“
Bei seinen zwei Kindern hatte er hingegen „nicht viel zu melden“, wie er sich eingestehen muss. „Wenn es mal ‚Aua‘ hieß oder es ins Bett ging, fiel oft nur ‚Mama’. Aber langsam pendelt es sich wieder ein. Sie sind schon froh, dass ich da bin. Wir haben viel Spaß, wobei es phasenabhängig ist, da sich Kinder von einem Tag auf den andern so schnell verändern können.“
„Ungewohnte Bewegungen spüre ich“
Feller zu verunsichern ist praktisch fast unmöglich, doch der Terminmarathon nach dem Gewinn der Slalom-Kristallkugel hinterließ eindeutig Spuren – und zwar solche, die ihn an seine Grenzen stoßen ließen. „Um ehrlich zu sein, war es für den Moment fast zu viel.“ Nach der Heimkehr aus dem Urlaub „kam ich am Boden der Realität an, und zwar richtig. Der Flow war dahin“, meint der Slalom-Vizeweltmeister 2017, der sich als Choleriker outet, sobald er sich mit seiner Ski-Technik beschäftigt.
Seinem Rücken gehe es im Moment „gut, aber ich muss weiterhin extrem viel investieren, dass tatsächlich alles so bleibt. Hausaufgaben gehören eben gemacht. Ungewohnte Bewegungen spüre ich, aber alles im Rahmen. Mir ging es schon weitaus schlechter“, verriet Feller, der mit 20 Jahren den ersten von vier Bandscheibenvorfällen hatte. Heute spricht er offen und direkt an, dass er gelernt habe, „mit chronischen Schmerzen umzugehen“.
„Scheiße, so ewig lang ist das nicht mehr hin“
Als schließlich die Heim-Weltmeisterschaft 2025 in Saalbach thematisiert wird, offenbart der Team-Olympiasilberne, dass er den Saisonhöhepunkt am liebsten noch verdrängen will. „Doch man kommt da ja nicht dran vorbei. Manchmal denke ich nur: Scheiße, so ewig lang ist das nicht mehr hin“, verdeutlicht Feller und stellt klar: „Natürlich will ich eine Medaille. Im Slalom ist die Chance für ganz oben größer, nur da haben wohl auch mehr Leute etwas dagegen.“
Sensations-Rückkehrer Marcel Hirscher traut Feller übrigens alles zu, „aber Angst habe ich keine. Ich will in Saalbach emotional werden, dass es mir so richtig die Ganslhaut aufzieht“.