Nach dem zweiten Slalom-Durchgang beim Ski-Weltcup-Finale in Saalbach-Hinterglemm ist Manuel Feller in eine Feierstimmung eingetaucht, die ihn wohl über mehrere Tage tragen wird. „Ich weiß nicht, wie lange das dauert, bis ich es richtig realisiere. Es gibt nichts Schöneres, als so einen Moment zu Hause vor heimischem Publikum, noch dazu mit 15 km Luftlinie von meinem Heimatort“, sagte der Fieberbrunner. Zum größten Erfolg seiner Karriere mischten sich aber auch Tränen.
„Wenn man ein Buch schreibt, würde man es wahrscheinlich genau so schreiben“, meinte Feller über den Moment, als er die Kristallkugel für den Slalom-Weltcup endlich überreicht bekam. Dieser Triumph stehe definitiv über WM-Silber von 2017, denn „Eintagesrennen sind ganz was anderes, als in der ganzen Saison der Beste der Welt zu sein“.
Neben den Geburten seiner beiden Kinder sei das „sicher einer der schönsten Momente in einem Leben“ gewesen. Sein vor Kurzem lädierter Zeigefinger machte beim Heben des Objekts der Begierde übrigens keine Probleme mehr. „Für die Party habe ich mein Leben lang trainiert“, sagte der Zweitplatzierte des letzten Slaloms der Saisons.
Interview: „Vorbei ist es erst, wenn ich sage, dass es vorbei ist“
Bei seiner Ehrenrunde mit der Kugel im Zielstadion hielt Feller dann kurz inne und schrieb mit seiner rechten Hand „Mathi“ in den Schnee. Bei den Interviews danach wurde er emotional und vergoss auch die eine oder andere Träne. „Das war der Name von einem Freund von mir, der vor eineinhalb Jahren zwei Tage vor Sölden verstorben ist“, klärte Feller auf. „Seine zwei Brüder waren auch da, das sind auch gute Freunde von mir. Ich wollte einfach einen kurzen Moment mit ihm teilen.“
Sein Kumpel habe mit Skifahren nicht viel zu tun gehabt, „er war mehr Skater und Snowboarder“, erklärte Feller. „In der Musik hat er mich sehr geprägt, und er war der Zusammenhalt von unserem ganzen Freundeskreis und hat mich massiv in meiner Persönlichkeit geprägt. Ich wäre definitiv nicht die Person, die ich heute bin, wenn er nicht gewesen wäre.“
Nach den diversen Medienterminen und weiteren Verpflichtungen trennte sich Feller im Hotel noch von seiner Haarpracht. Bis auf wenige Millimeter wurde die Mähne des Familienvaters zusammengestutzt. „Es ist eine sehr private Geschichte, die wir bei einer kleinen internen Feier im Hotelzimmer unserer Physios zelebrieren. Ich habe das vor viereinhalb Jahren schon gemacht, dass ich meine Haare für eine Echthaarperücke gespendet habe. Mein Physio hat das auch am Plan gehabt, der hat ziemlich die gleiche Länge wie ich. Da haben wir gesagt, wir könnten das ja zusammen machen.“
Feiern werde er ausgiebig, das hatte er schon im Vorfeld angekündigt. „Wenn nicht das, was dann?“, stellte Feller eine rhetorische Frage. Die gesamte Familie, auch seine knapp 80-jährige Oma und Dutzende Freunde und Bekannte hatten sich ins Glemmtal aufgemacht. Aufgrund eines auffälligen Stirnbandes in Reggae-Farbgebung waren die Angehörigen des Feller-Trosses auch schon von Weitem erkennbar.
Vor ihm müsse die Region Saalbach-Hinterglemm jedenfalls „weniger Angst haben als vor meinen Freunden“, sagte Feller und lachte. „Ich hoffe, dass sie noch halbwegs fit sind, wenn ich dann dazustoße. Wenn der Tag so lange ist, man eigentlich wenig zum Essen kommt und dann gleich einmal mit vollem Karacho in so eine Party reinstartet, kann die auch sehr schnell vorbei sein.“