„Die Rennen waren und sind nicht in Gefahr.“ Streckenchef Fritz Steger aus Saalbach ist optimistisch, dass die Weltcup-Saison 2023/24 nicht so endet, wie sie zwischendurch so oft verlief: Mit Absagen. Und doch: Ganz selbstverständlich ist es nicht, dass an diesem Wochenende die technischen und in der Woche darauf die Speed-Bewerbe als Generalprobe für die alpinen Weltmeisterschaften kommenden Februar ausgetragen werden.
Ansonsten ist das Finale eine klare Sache, Rot-Kreuz-Einsätze wegen überladener Spannung sind im Pinzgau kau zu erwarten; im Gegenteil: das weiße Kreuz auf rotem Grund, die Schweizer Nationalfahne, wird dominieren. Denn: Marco Odermatt sind vier Kristallkugeln für die Erfolge im Gesamtweltcup sowie in RTL-, Abfahrts- und Super-G-Wertung kaum noch zu nehmen, einzig Vincent Kriechmayr hat noch eine theoretische Chance, den Rekordmann abzufangen. Er müsste aber 81 Punkte gut machen. In der Abfahrt wäre der Polster auf Cyprien Sarrazin nur 41 Punkte, doch ist der Start des Franzosen nach dessen Verletzung in Kvitfjell noch nicht gesichert – allerdings soll sich der Kitzbühel-Sieger, der sich an der Wade verletzte, zuletzt schnell erholt haben. Ein Abschlusstest steht noch aus, abgesagt ist Saalbach noch nicht. Entscheidender Test: Am Pass Thurn nahe Kitzbühel, wo Sarrazin seinen großen Triumph gefeiert hat. Sag niemals nie, aber ...
Dem machte die „Saison der Absagen“, bisher fielen bereits 14 Rennen ersatzlos (davon neun bei den Männern) aus, zumindest in einer Hinsicht einen Strich durch die Rechnung: Zwar kann er den eigenen Punkterekord aus dem Vorjahr von 2042 Zählern übertreffen, in drei vorgesehenen Starts fehlen darauf noch 140 Zähler; bei Odermatts Punkteschnitt also ein Klacks. Aber die 2414 Zähler von Tina Maze (2012/13) sind uneinholbar. Dafür wird Odermatt den Weltcup mit Rekordvorsprung gewinnen, auch ein Plus von Tausend Punkten auf den ersten Verfolger (derzeit Manuel Feller) ist durchaus realistisch.
Aber nicht nur Odermatt sitzt fest auf dem Ski-Thorn, auch Landsfrau Lara Gut-Behrami kann diesen besteigen. Allerdings muss sie (kaum in der Gesamtwertung, da hat sie nahezu 300 Punkte Vorsprung) noch ein wenig mehr kämpfen. Im Super-G und in der Abfahrt hoffen auch die Österreicherinnen, noch ein Wörtchen mitzureden. Im Riesentorlauf ist sie nahe dran, 95 Zähler groß ist der Vorsprung auf Brignone. In der Abfahrt haben noch die Österreicherinnen Stephanie Venier (minus 68) und Cornelia Hütter (minus 72) eine Chance, der Schweizerin das Kristall abzujagen. Sofia Goggia (ITA) und Jasmine Flury (SUI) greifen verletzungsbedingt nicht mehr ein. Im Super-G lautet die Aufgabe für Hütter, 69 Punkte aufzuholen, für Brignone 74.
Gut kämpft in der Schweiz nach wie vor um die Zuneigung, die Marco Odermatt gepachtet hat. Dabei ist die Dame aus dem Tessin in den vergangenen Jahren gereift, bei weitem offener und zugänglicher. Mit dieser Reife, die sie auch ihrem Ehepartner Valon Behrami, ehemaligem Schweizer Fußball-Nationalteamkapitän, zu verdanken hat, kehrte auch der Erfolg zurück. 16 Podestplätze und acht Siege stehen zu Buche – Gut hätte sich die große Kugel verdient. Gelingt es ihr, neben der großen auch drei kleine Kristallkugeln zu holen, wäre sie nach Lindsey Vonn, Tina Maze und Mikaela Shiffrin die vierte Athletin, die das schafft.