Am Sonntag strahlte Manuel Feller mit der kalifornischen Sonne um die Wette. Vor einem fast schon kitschigen Hintergrund errang der Tiroler in Palisades Tahoe seinen vierten Slalom-Saisonsieg und durfte sich über eine überlegene Führung in der Disziplinwertung freuen. „Das kann man sich nicht schöner vorstellen“, kommentierte er seinen 204-Punkte-Vorsprung auf Linus Straßer. Den nächsten Stopp legt der Ski-Weltcup in Aspen ein. Dort will Feller im Riesentorlauf kürzertreten.
Auf Position drei nach dem ersten Durchgang liegend, überholte Feller im Finale in Palisades Tahoe Clement Noel und Linus Straßer, die zu viele Fehler machten, und setzte sich mit 0,28 Sekunden Vorsprung auf Noel durch. „Es war ein sehr schwieriger Lauf. Es war die richtige Dosierung gefragt“, sprach er danach die gefinkelte Kurssetzung auf dem teilweise weghängenden Gelände an. „Dass es dann so aufgeht, dafür muss schon alles zusammenpassen.“
Nur noch drei Läufer können Feller die Slalom-Kugel theoretisch noch abluchsen: Straßer, Noel und der Norweger Timon Haugan. Der Franzose Noel liegt 238 Punkte zurück, Haugan schon 280. Bei der Ausgangssituation sollte in den drei verbleibenden Rennen eigentlich nichts mehr anbrennen, wenngleich Feller sich nicht aus dem Fenster lehnen will. „Es sind noch drei Rennen, es kann sehr viel passieren, vor allem im Slalom. Fokus auf das nächste Rennen, dann schauen wir, mit welchem Resümee wir wieder heimfliegen“, sagte der 31-Jährige.
Insgesamt hält Feller jetzt bei sechs Weltcup-Siegen. Dass er zwei Drittel seiner gesamten Ausbeute in knapp drei Monaten in diesem Winter schaffte, zeigt, wie außergewöhnlich seine Saison ist. Dabei stand diese bis in den Sommer unter keinem guten Stern, plagte ihn doch ein Knochenmarködem an der rechten Hüfte – die Folge eines Sturzes beim Einfahren vor dem WM-Slalom 2023 in Courchevel. Feller spielte sogar schon mit dem Gedanken, eine längere Auszeit zu nehmen, entschied sich dann aber dagegen und nahm das Trainingslager in Südamerika ins Visier.
Nun kann der lange Zeit Unvollendete schon bald das letzte Puzzleteil setzen. Neben WM-Silber im Slalom 2017 wäre die Kristallkugel der größte Erfolg in Fellers Karriere. Im besten Fall könnte sogar schon nächste Woche in Aspen im US-Bundesstaat Colorado die Entscheidung fallen. Danach geht es noch nach Kranjska Gora und Hinterglemm, wo das Weltcup-Finale steigt.
Dem Slalom ordnet Feller alles unter. Riesentorlauf-Training ist für ihn zurzeit kaum möglich, da er danach enorm viel Zeit und Aufwand für die Regeneration benötigen würde. In Aspen will er auch auf ein Rennen verzichten, um für den Slalom optimal gerüstet und fit zu sein.
Weil dort der abgebrochene und nicht gewertete Auftakt von Sölden nachgetragen wird, stehen gleich zwei Riesentorläufe am Stück an. Wie Feller im ORF-Interview sagte, wird er einen davon wohl auslassen. „Das Programm ist für einen, der zwei Disziplinen fährt, schon fast ein bisschen fahrlässig, muss man sagen. Vor allem mit der Höhe, mit den Reisen und allem ist es ein großes Risiko, dass da irgendwas passiert“, legte er in der Diskussion um den fordernden Weltcup-Kalender nach. „Von dem her werde ich am Freitag agieren, Samstag Pause und am Sonntag noch einmal einen guten Slalom fahren.“