Nicht nur als Führende im Super-G-Weltcup reiste Conny Hütter zu einem ihrer absoluten Lieblingsplatzerl im alpinen Ski-Weltcup, die legendäre Tofana in Cortina d‘Ampezzo. Die Kumbergerin wuchs nicht nur aufgrund ihrer starken Leistungen in dieser Saison zu einer absoluten Teamleaderin heran, einer „Siegfahrerin“, wie es nicht nur ÖSV-Cheftrainer Roland Assinger zusammenfasste. „Conny hat sich mit ihrer Konstanz nach vorne gearbeitet, hat dadurch mehr Sicherheit bekommen und dann kommt einmal der Tag, wo alles passt. Das kann sicher ein Vorbild für mich sein“, sagte Teamkollegin Ariane Rädler zur Entwicklung der Zauchensee-Siegerin.
Beide eint nicht nur die Liebe für die langen Bretter im Ski-Weltcup, sondern auch eine komplizierte Verletzungshistorie. Diese forderte bei Hütter beim Heim-Weltcup auch ihren Tribut, was sich in der durchwachsenen Abfahrt in Zauchensee zwischen den starken Super-G-Auftritten zeigte. Denn am Tag nach ihrem fünften Weltcup-Sieg im Super-G spielte der Kopf nicht mit, die Leidenszeit der Vergangenheit war zu präsent. „Irgendwie habe ich mir nur gedacht: Hoffentlich tust du dir jetzt nicht weh und verletzt dich nicht“, gestand die 31-Jährige ehrlich. „Ich hab daraus aber viel gelernt. Skisport ist Emotion, davon lebt der Sport. Man kann sich das nicht aussuchen und für mich sind solche Erfolge keine Normalität, es war mein erst fünfter Sieg und das hat mich dann einen halben Tag später geflasht. Das ist auch kein Weltuntergang, keine Tragödie, nur gehört darüber gesprochen.“
Mentale Herausforderungen als Tabuthema
Gesprochen hat sie damals vor allem mit dem Betreuerstab und Nicole Schmidhofer. Die ORF-Kamerafahrerin ist weit mehr als nur eine ehemalige Teamkollegin, sondern viel mehr Stütze und Motivatorin zugleich. Beide widmeten dem Thema der mentalen Stärke jüngst eine eigene Folge in ihrem Podcast „Wos dahinter steckt“, sprachen dabei offen über die Bedeutung der Vorgänge, die während eines Rennens und danach unter dem Helm einer Spitzenathletin vorgehen. „Das ist nach wie vor ein Tabuthema, nicht nur im Spitzensport. Man kann nie ganz tief in eine Person hineinschauen, deshalb ist es wichtig, dass man darüber redet, oftmals auch mit Menschen, die ein wenig außerhalb stehen“, sagte die Führende im Super-G-Weltcup.
Und diese Führung möchte sie am Sonntag im besten Falle sogar ausbauen, schon in den zwei Tagen davor in der Abfahrt ums Podium kämpfen. Die Akkus sind bei der Steirerin nach einem Heimat- inklusive Stallbesuch voll aufgeladen, der Fokus stimmt und auch die Erinnerungen passen. Im Vorjahr jubelte sie im Super-G über Platz zwei, dieses Jahr reiste sie sogar erstmals in ihrer Karriere im Roten Trikot der Weltcupführenden an. „2017 hatte ich schon einmal die Ehre, aber da haben sie es mir gleich nach einem Tag wieder weggenommen. In Cortina werden wieder viele darum fighten.“ Die Vorfreude wäre aber auch ganz ohne Weltcup-Führung „sehr groß“. Der Grund? „Cortina, das heißt: gutes Essen, schöne Berge und eine richtig coole Piste.“ Na dann: Mahlzeit! Möge der Erfolgshunger aus österreichischer Sicht ebenso gestillt werden.