Da waren es nur noch sechs. Sechs Weltcup-Siege, die auf die magische 100er-Marke im alpinen Ski-Weltcup fehlen. Und die Frage ist nicht, ob die größte Skifahrerin aller Zeiten diese Schallmauer durchbricht, die Frage ist nur, wann Mikaela Shiffrin dreistellig anschreibt. Trotz ihrer spektakulären Siegfahrt im zweiten Durchgang beim Nachtslalom in Flachau schien ihr dieser Rekord abermals nebensächlich zu sein, an diesem speziellen Abend vielleicht noch mehr als sonst. „Es waren wirklich herausfordernde Nächte“, sagte die fünffache Flachau-Siegerin etwas erschöpft und sprach dabei nicht etwa das harte Training nach ihrer jüngsten Erkrankung an.
Beim Nacht-Spektakel vor 12.800 Fans drehten sich die Gedanken ohnehin nur um ihren Lebensgefährten Aleksander Aamodt Kilde. „Mein Herz war nur bei ihm“, gestand Shiffrin, die sich auch mit einem emotionalen Posting auf Instagram die vergangenen Tage Revue passieren ließ. „Ich kann nicht in Worte fassen, wie viel Freude und Energie Aleks in mein Leben bringt. Er bringt das beste in den Menschen um sich hervor, auch in diesen schwierigen Situationen.“
Vor dem Nachtslalom saß die US-Amerikanerin nach dem wilden Abflug ihres norwegischen Freundes in Wengen stundelang im Auto nach Bern, besuchte ihn am Krankenbett. „Als er Stunden nach der Operation aufgewacht ist und etwas verwirrt wiederholt hat, dass er sich selbst komplett zerstört hat, wollte ich das ganze Universum niederbrennen“, schrieb sie. Nicht nur dieser Text zeigt, was Kilde dem Ski-Superstar bedeutet. Auch nach ihrem großen Erfolg lief sie im Flachauer Zielraum mit dem Mobiltelefon am Ohr umher und wünschte dem Norweger eine gute Nacht. „Alles in allem geht es ihm gut, aber es wird einige Zeit dauern“, erklärte sie nach dem Rennen.