Der Jubel von Marie-Therese Sporer nach dem ersten Durchgang beim Nachtslalom in Flachau war weit mehr als Erleichterung, mehr als die Bestätigung für harte Trainingswochen. Für die 27-jährige Tirolerin war die Qualifikation für den zweiten Durchgang nicht nur ein schönes Erfolgserlebnis, sondern nicht weniger als die Fortsetzung ihrer sportlichen Karriere – wie sie völlig aufgelöst nach dem ersten Lauf im Ziel erklärte. „Ich habe die Pistole an die Brust gesetzt bekommen vor dem Rennen. Sie haben gesagt, ich muss liefern und mich qualifizieren, Weltcup-Punkte machen, sonst war es der letzte Einsatz für mich, da gibt es Jüngere, die nachdrängen.“
Denn Sporer wurde vor dieser Saison aus dem ÖSV-Kader geworfen. Die Entscheidung des Verbands und vor allem der Umgang mit manchen Athletinnen kritisierte das Technik-Ass danach öffentlich, machte immer wieder deutlich, was sie davon hält. Beim Saisonauftakt in Levi musste Sporer ohne Fixplatz in die interne Qualifikation, die sie erfolgreich bestritt. Im zweiten Rennen folgte mit Platz 13 dann das beste Ergebnis im Weltcup. Zurück im Kader war sie damit nicht. „Ich werde vom ÖSV akzeptiert, auch mein Papa als Servicemann, ich darf im Teamhotel wohnen und alles mitmachen. Meine Kosten werden übernommen, die Kosten für meinen Papa zahle ich selber.“ Das sorgt natürlich auch für ordentlich Druck, finanziell wie mental. „Meine Eltern sind normale Arbeiter. Diese Kosten kannst du nur decken, wenn es Leute gibt, die einen unterstützen und diesbezüglich ist das Preisgeld auch immer nett.“
Mentale Geschichte
In den Wochen danach konnte die Tirolerin aber nicht mehr an diese Leistung anschließen, der Druck wurde nach mehreren Ausfällen spürbar höher. Der erste Durchgang in Flachau war deshalb nicht einfach nur ein Slalomlauf. „Da ist es um Karriere fortsetzen oder Karriereende gegangen und da wird es dir dann schon ein bisserl schwummrig, da weißt du nicht, wo oben und unten ist“, sagt Sporer. Für sie war es vor allem „eine mentale Geschichte“.
Dabei sei Sporer eigentlich keine Person, „die den Druck braucht. Ich habe auch nicht so gut schlafen können, aber vielleicht tut es mir ja gut.“ Gefeiert wurde nach dem ersten Durchgang mit Freunden und Familie, die zahlreich in Flachau erschienen sind. „Ich bin einfach erleichtert, dass ich endlich alles umsetzen konnte. Es ist mir wirklich cool aufgegangen.“
Kein Nationenwechsel
Nicht mehr ganz so cool aufgegangen ist es Sporer im zweiten Durchgang, stand am Ende aber dennoch Platz 18 zu Buche. Für die Tirolerin ein Befreiungsschlag, bleibt sie mit wichtigen Weltcup-Punkten dem Sport erhalten. „Voll cool, dass es funktioniert hat und ich weiterhin dabei sein darf, zumindest in Jasna. Ich gehöre auf die Piste, ich will dorthin“, sagte Sporer, die aber relativiert: „Ich hoffe, die Trainer setzen mir nicht noch einmal die Pistole auf die Brust, weil das wirklich ungut ist. Da kämpfst du dann fast jeden Tag ums Überleben.“
Bei all dem Ärger zeigt die Zillertalerin aber auch Verständnis für manche Entscheidungen des Verbands, allen voran von Cheftrainer Roland Assinger. „Er hat mir immer wieder die Chance gegeben und ich habe ja gewusst, dass da jetzt etwas kommt, da ich mich oft nicht qualifiziert habe.“ Jetzt ist Sporer erst einmal froh und „stolz“, weitere Rennen für Österreich bestreiten zu dürfen. Ein Nationenwechsel stand für sie nämlich nie im Raum. „Ich bin Zillertalerin, ich bin Österreicherin, wenn es nicht reicht, um unter rot-weiß-roter Fahne zu fahren, dann mache ich es auch für kein anderes Land.“