So emotional gab sich Speed-Queen Sofia Goggia selten. Nach ihrem Abfahrtssieg in Zauchensee, der 24. Weltcup-Erfolg ihrer Karriere, ließ die Italienerin ihren Gefühlen freien Lauf, stand minutenlang mit Tränen im Zielgelände. „Das waren keine Freudentränen, sondern Tränen, da ich wirklich einen emotionalen Rucksack mit mir mitgeschleppt habe“, sagte Goggia aufgelöst. Der erste Saisonsieg hatte einen besonderen Stellenwert, vor allem nach ihrem Ausfall am Vortag. „Ich habe mich schlecht gefühlt, wirklich schlecht. Vom Start weg hat es sich nicht so angefühlt, als wäre ich auf meinen Skiern unterwegs. Wenn ich dieses Gefühl nicht habe, schmerzt das in der Seele.“
Mit ihrem Sieg verteidigte die Italienerin auch ihre Führung im Abfahrts-Weltcup, kann im Super-G am Sonntag wieder etwas befreiter fahren. „Generell ist diese Zeit des Jahres aber immer heikel für mich, da spielen viele Dinge eine Rolle. Der Freitag war aber einfach ein schlechter Tag.“ Etwas Licht ins Dunkel brachte Christan Höflehner, Rennchef ihrer Ski-Marke Atomic, der seine Athletin „noch nicht oft“ so emotional erlebt hat. „Ihre ganzen Verletzungen sind im Jänner passiert. Das war sicher eine Erleichterung und brutal wichtig.“
Für die Altenmarkter Ski-Firma war es beim „Heimrennen“ auch eine Art Rehabilitation für das Abschneiden am Freitag. Alle Fahrerinnen auf dem Podium waren mit Atomic unterwegs. Im Super-G traut Höflehner den Athletinnen wieder viel zu, allen voran Goggia, die technisch enorm zugelegt hat. „Sie hat im Sommer und Herbst den Schwerpunkt sehr auf den Riesen verlagert, da musst du dann Abstriche im Speed machen.“ Die Umstellung zahle sich aber voll aus, kehrte die 31-Jährige in Zauchensee auf das oberste Treppchen zurück und liegt auch im Riesentorlauf-Weltcup in den Top 15. „Es ist ein sehr intelligenter Zugang von ihr, das Risiko rauszunehmen und alles auf technisch gute Füße zu stellen. Sie ist stabiler und das macht sich bezahlt.“